Wuppertal Pony-Opa Schlumpf ist mit 52 Jahren das älteste Pferd Deutschlands
Der Shettlandwallach der Kinder- und Jugendfarm ist laut Pass 1964 geboren. Der Schecke genießt in Wuppertal seinen Lebensabend.
Wuppertal. Die Beine sind ein wenig krumm, er hat längst nicht mehr alle Zähne, aber seine Augen glänzen. Aufmerksam mustert er damit seine Umgebung. „Ihm entgeht nichts“, versichert Susanne Hauptmann. Die Pädagogin auf der Kinder- und Jugendfarm kennt Schlumpf schon seit 25 Jahren. Damals hatte das älteste Pony Deutschlands gerade einmal die Hälfte seines bisherigen Lebens hinter sich und war noch ein richtiger Heißsporn. „Er wollte immer der Schnellste sein und alle Kinder, die er nicht mochte, hat er gnadenlos herunter gebuckelt.“
Gerade das schätzt Christina von Houwald an dem charakterstarken Shettlandwallach besonders. „Wenn er etwas will, ist er plötzlich 30 Jahre jünger.“ Die 25-Jährige war eine seiner letzten Reiterinnen. „Er ließ sich kaum trensen. Ich musste ihm immer einen Apfel zwischen die Zähne schieben und wenn er rennen wollte, gab es keine Bremse.“ Trotzdem sei sie gerne querfeldein mit ihm unterwegs gewesen. „Er war auch ohne Sattel sehr bequem. Doch irgendwann war ich einfach zu groß.“
Reiter muss der Schecke schon lange nicht mehr tragen. Er genießt seinen Lebensabend an der Seite seiner Freundin Bella. Die braun-weiße Stute hält den Senior mit ihren gerade einmal 30 Jahren auf Trab. „Zu ihr fühlt er sich hingezogen“, sagt Susanne Hauptmann. Zuvor war Schlumpf mit einer gleichaltrigen Dame liiert. „Ilse war nur ein Jahr jünger, aber sie ist vor vier Jahren gestorben. Seitdem genießt er seine Sonderstellung.“
Zahlreiche Kinderhände streicheln nicht nur täglich das flauschige Fell, sie verwöhnen den Methusalem auch sehr liebevoll. „Wir geben ihm Heucobs mit geraspelten Möhren und gequetschten Bananen. Außerdem pürieren wir sein Ponymüsli für ihn“, erzählt Paul. Der achtjährige kennt auch die kleinen Schwächen des Seniors. „Unter dem Bauch ist er kitzelig. Da wird er gar nicht gerne geputzt.“ Was er von seiner Rolle als Begleiter des Nikolauses hielt, stellte Schlumpf auf seine Weise klar: „Er hat jedes Mal ins Haus geäppelt“, berichtet Paul.
Während Schlumpf sich genüsslich im Schlamm wälzen kann, gibt er sich beim Duschen wasserscheu. „Wenn wir mit dem Schlauch kommen, müssen ihn zwei Leute festhalten. Da geht er gerne mal vorwärts, rückwärts oder nach oben“, erzählt Christina von Houwald. Einem Bad in der Wupper ist er im Sommer dagegen nicht abgeneigt. „Da kühlt er sich ganz gerne die Hufe“, bestätigt Susanne Hauptmann. Ausflüge an die Bevertalsperre sind für den betagten Vierbeiner allerdings inzwischen zu anstrengend.
„Ansonsten ist er jedoch ein richtiger Naturtyp. Im Sommer übernachtet er mit der ganzen Herde auf der Wiese, nur im Winter holen wir ihn nachts rein“, sagt Susanne Hauptmann. Sie kann sich die Farm ohne Schlumpf gar nicht vorstellen. „Er gehört einfach dazu. Viele Eltern, die hierher kommen, kennen ihn noch aus ihrer Kindheit. Sie können es manchmal kaum fassen, dass er immer noch da ist.“ Seit wann das Pony auf der Farm zu Hause ist und wie es zu seinem Namen kam, weiß niemand mehr. „Für uns alle war er immer da.“
Als ihre Tochter vor 20 Jahren auf seinem Rücken das Reiten gelernt hat, fürchtete Susanne Hauptmann schon, dass der Wallach langsam alt werde. „Er hat damals so abgenommen.“ Die Befürchtung bestätigte sich allerdings nicht. „Er hat ein langes Ponyleben hinter sich und wenn wir ihn weiter so pflegen, dann hoffen wir, dass wir ihn noch einige Jahre haben.“