Stadtentwicklung „Ein Hochhaus nur um eines Hochhauses willen macht wenig Sinn“

Professor Guido Spars von der Bergischen Uni sitzt im Hochhausbeirat in Düsseldorf. Im Interview spricht er über Chancen und Hindernisse für solche Bauten in Wuppertal.

Hochhäuser in Wuppertal müssen sehr ökonomisch geplant und gebaut sein, sagt Guido Spars.

Foto: dpa/Christoph Reichwein

Sind Hochhäuser für Wuppertal eine Alternative? Wir sprachen mit Professor Guido Spars, Inhaber des Lehrstuhls Ökonomie des Planens und Bauens an der Bergischen Universität.

In Düsseldorf wird aktuell über den Calatrava-Turm diskutiert. 100 Meter soll der hoch werden. Der Hochhausbeirat, dem Sie angehören, hat sich kritisch geäußert und den Entwurf abgelehnt. Warum passt das Ihrer Meinung nach nicht?

Guido Spars: Im Zentrum der Kritik stehen hier die Dimensionen des Projektes (zunächst 125 Meter Höhe), vor allem im Verhältnis zum benachbarten Dreischeibenhaus (94 Meter). Darüber hinaus möchte ich mich eigentlich nicht äußern, da wir ein Beratungsgremium sind, das bei seinen Beratungen auf Verschwiegenheit setzt.

Lassen sich die Landeshauptstadt und Wuppertal vergleichen, wenn es um das Thema Hochhäuser geht?

Spars: Die Voraussetzungen für Hochhäuser in Düsseldorf und in Wuppertal sind schon aus ökonomischer Sicht sehr unterschiedlich. Der höhere Druck am Büro- und Wohnungsmarkt lässt in Düsseldorf viele Projekte machbar erscheinen. Hinzu kommt, dass das gleiche Hochhaus in Wuppertal - unabhängig vom Boden - zwar genauso viel kosten wird wie in Düsseldorf, jedoch die Ertragsseite sowohl bei Wohn- als auch bei Büroflächen in Düsseldorf wohl doppelt so hoch wie in Wuppertal ausfallen wird.

Das klingt für Investoren in Wuppertal erst mal nicht interessant, oder?

Spars: Hochhäuser, die sich beim Wuppertaler Miet- und Kaufpreisniveau rechnen, müssen schon sehr ökonomisch geplant und gebaut sein oder die Eigentümer sind später selbst Bestandsnutzer.

Macht Wuppertals etwas eigene Topografie Hochhaus-Pläne schwieriger?

Spars: Ich denke, dass die besondere Topografie Wuppertals auch Chancen für Hochhäuser bietet, aber es muss städtebaulich an der jeweiligen Stelle auch passen. Aber ein Hochhaus nur um eines Hochhauses willen macht meines Erachtens wenig Sinn.

Ein Investor hat jetzt die Idee eines Wohn-Hochhauses für die Talachse ins Spiel gebracht. Von 100 Metern ist natürlich gar nicht die Rede, sondern eher von einer Marke knapp über 22 Metern. Doch auch so sorgt der Vorschlag für Diskussionen. Ist Wuppertal aus Ihrer Sicht reif für ein neues Hochhaus?

Spars: Ob Wuppertal reif ist für ein Hochhaus, ist in erster Linie eine Frage des Städtebaus und der Stadtsilhouette, aber auch der Ökonomie. Ein Hochhaus von 22 Metern ist natürlich nicht sehr hoch. Dennoch muss man immer fragen, welche Vorzüge hat eine solche Gebäudetypologie an dem betreffenden Ort?

Was ist dabei zu beachten?

Spars: Verträgt der Ort ein hohes Gebäude oder entsteht dadurch ein Missverhältnis zwischen dem Hochhaus und seinem Umfeld? Gibt es an diesem Standort einen Bedarf für Wohnen im Hochhaus? Welche besonderen Qualitäten werden durch das Hochhaus ermöglicht? Wird zum Beispiel die Erdgeschossfläche oder das Dach für die Bürger nutzbar und bietet neue Ausblicke, eine Gastronomie etc.? Wenn diese Fragen alle positiv beantwortet werden können, warum sollte man dann nicht über die Entwicklung eines Wohnhochhauses nachdenken. Dass das Wohnangebot weiter ausdifferenziert werden sollte, ist ein Ergebnis aller unserer bisherigen Wohnungsmarktstudien für Wuppertal.

In anderen Städten wird diskutiert, ob Hochhäuser ein Mittel gegen Wohnungsnot sein könnten - viel Wohnfläche auf wenig Grundfläche. Wäre das auch auf Wuppertal übertragbar?

Spars: Wuppertal ist immer noch von einem vergleichsweise hohen Leerstand von etwa fünf Prozent am Wohnungsmarkt geprägt, mit einem (zwar steigenden), aber noch immer im Vergleich relativ niedrigen Mietpreisniveau. Ich würde noch nicht von Wohnungsnot in Wuppertal sprechen.