150 Menschen demonstrierten gegen „rechte Hetze“ Proteste gegen Rechten-Aufmarsch in Wuppertal

Wuppertal · Gleich mit drei Versammlungen haben am Samstag in Wuppertal Rechtspopulisten, sogenannte Corona-Rebellen und Anhänger der Reichsbürgerszene für ihre Anliegen demonstriert. Auf Gegendemonstranten trafen sie am Geschwister-Scholl-Platz.

Die Gegendemonstranten hatten sich am Geschwister-Scholl-Platz versammelt.

Foto: Andreas Fischer

Unter dem Motto „NRW stellt sich quer für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung“ trafen sich die Rechtspopulisten auf dem Geschwister-Scholl-Platz in Barmen, zogen mit einer Trommler-Gruppe durch die Innenstadt und organisierten einen Autokorso, der sich von Vohwinkel in Richtung Barmen bewegte.

Am Polizeipräsidium protestierten die Gruppierungen dann gemeinsam gegen das aus ihrer Sicht unangemessene Vorgehen der Polizei. Bis zu 250 Personen nahmen nach Angaben der Polizei an den Versammlungen der Rechten teil.

Vor allem auf dem Geschwister-Scholl-Platz hatte sich am frühen Nachmittag zudem unter dem Motto „Wuppertal hat keinen Platz für Faschismus! Pressefreiheit schützen! Kooperation ist keine Einbahnstraße!“ der Protest gegen die Aufmärsche der Rechten versammelt.

Rund 150 Menschen fanden sich nach Angaben der Polizei im nördlichen Bereich des Platzes ein und deckten die Teilnehmer der anderen Versammlung mit den vielfach bekannten Schmähungen ein, es wurde auch der antifaschistische Schlachtruf aus dem Italien der 1920er-Jahre – „Alerta, alerta, antifascista!“ – über Mikrofon skandiert. „Ich bin hier, um den Faschos nicht die Straße zu überlassen“, sagte eine Teilnehmerin.

Zwischen Einspielern mit Punk-Musik gab es im Lager der Gegendemonstranten immer wieder einzelne Teilnehmer, die sich zu Wort meldeten – ein Mädchen sprach etwa darüber, wie Jugendliche derzeit unter Krieg und Faschismus litten. Ein Mädchen sprach darüber, wie Jugendliche derzeit unter Krieg und Faschismus litten.

An der Grenzlinie zu den Rechten, die neben einer Polizeikette auch durch ein rot-weißes Flatterband markiert war, hatten sich Teilnehmer mit großen Transparenten aufgestellt. Darauf stand unter anderem: „Für ein solidarisches Miteinander – gemeinsam gegen rechte Hetze“. Einige der Teilnehmer trugen zudem Coronamasken - vermutlich allerdings weniger, weil sie Angst vor einer Ansteckung hatten.

Die Anhänger des Rechtspopulismus versammelten sich derweil vor dem Haus der Jugend, waren im Schnitt aber doch deutlich älter als die Teilnehmer der Gegenseite.

Einschlägige Merkmale und Indizien für faschistisches Gedankengut oder Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen fielen nicht unmittelbar ins Auge. Die eine trug eine Friedenstaube, der andere ein Plakat, mit dem er auf das Grundgesetz verwies, höchstens mal ein T-Shirt mit dem Begriff „Corona-Rebell“ wies in die rechte Richtung.

In den Reden zogen einige Diskursbeteiligte dann deutlicher vom Leder. Ein Redner bezeichnete das System als „entartet“ und warf ihm vor, den Menschen den „Lebenssaft“ zu entziehen. Auch die Polizei musste sich Vorwürfe anhören, kritisierten die rechtsorientierten Menschen doch ein zu hartes Vorgehen gegen einige ihrer Mitstreiter.

Am Nachmittag machten sich die Rechten in Richtung Polizeipräsidium auf den Fußweg, wo sie sich mit den Teilnehmern des Autokorsos zum gemeinsamen Protest trafen. 16 Fahrzeuge hatten sich für den motorisierten Umzug eingefunden. Durch die Aufzüge kam es zu Behinderungen des Verkehrs auf der B 7.

Die Versammlungen verliefen nach Angaben der Polizei weitgehend ruhig. Allerdings mussten die Ordnungskräfte gegen 44 Personen aus dem Lager der Gegendemonstranten Platzverweise erteilen. Zudem wurden Strafanzeigen wegen Körperverletzung sowie des Diebstahls von Verkehrszeichen erstattet. Ein Tomatenwurf auf ein Auto wurde als Ordnungswidrigkeit gewertet und angezeigt, auch ein Verstoß gegen das Landespressegesetz wurde als Ordnungswidrigkeit bewertet – das Delikt laut Polizei: „fehlerhaftes Impressum eines Druckerzeugnisses“.