Prozess um Großeinsatz in Vohwinkel
30 Polizisten waren vor drei Jahren an der Gräfrather Straße im Einsatz, um einen Familienstreit zu schlichten. Jetzt muss sich der Vater vor dem Landgericht verantworten.
Wuppertal. Der lautstarke Streit innerhalb einer Großfamilie an der Gräfrather Straße in Vohwinkel löste einen der spektakulärsten Einsätze des Jahres 2009 aus. Darin waren sich die Polizisten bei ihren Zeugenaussagen am Montag im Landgericht einig. Der wegen Widerstands gegen Polizeibeamte und Sachbeschädigung an einem Streifenwagen angeklagte Familienvater (40) aus dem Libanon muss sich erneut in Wuppertal verantworten, denn gegen den Freispruch des Amtsgerichts vom vergangenen Jahr hat die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt.
Mit Handfesseln versehen und am Sitz angeschnallt war der Angeklagte in einer Juninacht vor drei Jahren in einen Streifenwagen gesetzt worden. „Er hat gleich mit dem Kopf gegen die hintere Seitenscheibe geschlagen“, sagte ein Polizist im Zeugenstand. Wahrscheinlich, weil der Mann den Polizeieinsatz auf dem Bürgersteig mit seiner Familie sehen konnte, habe er so lange weitergemacht, bis die Scheibe schließlich zerborsten sei. Dann habe der Angeklagte sich — gefesselt, wie er war — durch das Fenster nach draußen gezwängt.
Man kenne sich doch von der Wache, hielt der Angeklagte dem Zeugen vor: „Sie haben uns behandelt wie Dreck. Sie sind kriminell.“ Der Vorsitzende Richter ermahnte den 40-Jährigen dafür. Mit einer Nachfrage an einen Zeugen handelte er sich dann selbst den Vorwurf ein, befangen zu sein. Förmlich abgelehnt hat der Angeklagte das Gericht bislang aber nicht.
Als einer der Söhne auf die Beamten losgestürmt sei, habe sie die Situation als besonders gefährlich empfunden, sagte eine Polizistin (27). Sie habe gegen einen anderen Sohn (13) Pfefferspray eingesetzt: „Das war, um meine Kollegen zu schützen.“ Auf die Frage des Angeklagten, ob sie Angst hatte, antwortete sie ruhig: „Ja.“
Was den Streit ausgelöst hat, ist nicht bekannt. Die Familienmitglieder verweigern die Aussage. Die Polizisten hatten der Ehefrau vorgeschlagen, sie ins Frauenhaus zu bringen. Sie würde auch bei der Familie bleiben, dann müssten aber ihr Mann und eine der Töchter gehen, habe sie geantwortet. Von da an sollen sich immer mehr Familienmitglieder eingefunden haben: „Von meiner Gefühlslage her waren es etwa 20“, sagte einer der Beamten. Aus Solingen und Barmen kamen Streifenwagen zur Verstärkung, insgesamt 14 Fahrzeuge. Ein Vorgesetzter brach den Einsatz schließlich ab, um eine weitere Eskalation zu verhindern.
Der Angeklagte lebt übrigens mittlerweile in Mettmann. Der Prozess wird fortgesetzt.