Rainer Widmann glaubt: „Die Radfahrer werden kommen“
Viele Autofahrer ärgern sich über Verbesserungen für Radler, von denen es nur wenige gebe. Experten setzen auf Zuwachs.
Wuppertal. Im Online-Forum der WZ gab es viele kritische Stimmen zu Radspuren und anderen Verbesserungen für Radfahrer in Wuppertal. Sie seien teuer und unnötig, fanden einige Leser. In Wuppertal seien viel zu wenig Radler unterwegs. Experten haben einen anderen Blick auf das Thema.
„Die Radler sollen ja erst noch kommen“, erklärt Rainer Widmann, Fahrradbeauftragter der Stadt. „Wir müssen vorausschauend arbeiten.“ Es werde unter anderem mehr Radverkehr geben, wenn die Nordbahntrasse fertig ist. Klaus Lang vom ADFC erklärt zudem: „Erst wenn die Infrastruktur da ist, wird sie auch genutzt werden. Die kommen“, ist er überzeugt.
Beide Experten sind sich einig, dass es schon jetzt einen Zuwachs an Radverkehr gibt. Nach Angaben von Widmann sind in manchen Straßen bereits zehn Prozent der Verkehrsteilnehmer Radfahrer. Der Durchschnitt liegt aber erst bei zwei Prozent.
Die Verbesserungen sollen dazu beitragen, dass dieser Anteil wächst. Dazu zählen Radwege und die Schutzstreifen an den Straßenrändern. Bis jetzt gibt es 210 Kilometer Radweg in Wuppertal. In 114 von 454 Einbahnstraßen der Stadt dürfen Radler inzwischen auch in Gegenrichtung fahren. Weitere 15 werden derzeit geprüft. Es gibt auch Straßen, bei denen man von der Idee Abstand nimmt: „35 wurden abgelehnt“, so Widmann. Für die geöffneten Straßen zieht er eine durchweg positive Bilanz: „Wir mussten keine Freigabe zurücknehmen.“
Klaus Lang hat als Radfahrer in geöffneten Einbahnstraßen schon öfter verärgerte Autofahrer erlebt. „Sie kennen das noch nicht. Das muss sich einspielen“, erklärt er sich das. Je mehr Radfahrer unterwegs seien, desto mehr würden sich Autofahrer daran gewöhnen.
Dass mehr Radler auf Wuppertals Straßen fahren, bestätigt zum Beispiel Benedikt Schulz von der Radkurier-Firma Pedalero: „Vor 20 Jahren haben wir oft den ganzen Tag keinen anderen Radfahrer gesehen. Das ist heute anders.“ In sein Fahrradgeschäft kommen auch mehr Kunden: Er verkauft mehr und muss mehr reparieren.
Auch Fahrradhändler Knut Dickten freut sich über steigende Umsatzzahlen. Rund zwei Drittel davon machen die Pedelecs aus. „Damit wird Radfahren auch in Wuppertal lockerer Freizeitspaß und nicht nur Sport“, erklärt er. Viele nutzten so ein elektrisches Fahrrad für Fahrten zur Arbeit.
Klaus Lang lobt die Stadt: Sie tue, was sie angesichts leerer Kassen kann. Besonders freut ihn, dass jetzt an der Junior-Uni der Wupperweg gebaut wird: „Der schließt eine Lücke.“
Eine Maßnahme wünscht er sich schon lange: dass Radfahrer auch die Busspuren nutzen dürfen. Aber die Stadtwerke haben das bisher immer abgelehnt. Er hofft, dass ein derzeit laufender Versuch auf der B7 am Döppersberg sie überzeugt.