Untersuchung Recyclinghof-Mitarbeiter in Wuppertal sollen Bestechungsgeld kassiert haben

Wuppertal · Mitarbeiter der Stadttochter sollen Schmiergeld genommen haben, um größere Mengen Müll anzunehmen. Die AWG ermittelt noch, wie groß der Kreis der Täter ist.

Flossen Schmiergelder auf Wuppertals Recyclinghöfen?

Foto: Schwartz, Anna (as)

Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) sollen auf den Recyclinghöfen Bestechungsgeld angenommen haben. In diese Richtung ermittelt die Stadttochter derzeit intern. AWG-Geschäftsführer Martin Bickenbach bestätigte der WZ: „Es gab da Unregelmäßigkeiten auf den Recyclinghöfen.“ Die Betroffenen sollen gegen Geld größere Mengen Müll angenommen haben als erlaubt.

Aktuell versuche die Abfallgesellschaft zu ermitteln, wie groß der Kreis der Täter ist. „Ich bin mir sicher, dass es sich um wenige Leute handelt“, betont Bickenbach. Nachdem die AWG von Radio Wuppertal einen Hinweis auf die betrügerische Praxis bekommen hatte, habe sie eine Detektei mit der Aufklärung des Falls beauftragt.

Allerdings flogen die Ermittler auf, so dass sich laut Bickenbach die Bestimmung des Täterkreises schwerer gestaltet als zunächst gedacht. Der AWG-Chef erklärt, wie es zu der Panne gekommen ist: „Die Detektive haben bei der Überwachung wohl täglich das Auto gewechselt - es waren aber immer die gleichen Personen.“ So fiel den Mitarbeitern irgendwann die Beschattung auf. Nun sei unklar, wie weit sich der Kreis der Bestechung zieht.

Bislang seien keine Konsequenzen gezogen worden, so Bickenbach. „Wir müssen da arbeitsrechtlich auf der sicheren Seite sein.“ Unter Umständen werden aber schon Anfang kommender Woche erste Kündigungen ausgesprochen. In einigen Fällen, die Bickenbach keinem der fünf Recyclinghöfe im Stadtgebiet konkret zuordnen konnte, sei man mit den Verdachtsmomenten schon sehr weit. „Die Detektive haben auch selbst Stichproben gemacht und den Mitarbeitern für das Abladen von größeren Mengen Müll Geld angeboten. Da ist dann der ein oder andere darauf eingegangen“, berichtet der Geschäftsführer.

Schadstoffe sollen nicht
illegal entsorgt worden sein

An den Recyclinghöfen dürfen Privatpersonen beispielsweise kostenfrei Papier und Glas abgeben. Wer jedoch Sperrmüll, Grünschnitt und Bauschutt abgibt, muss extra zahlen. Das ist aber auch nur in „haushaltsüblichen Mengen“ erlaubt. Nach jetzigem Kenntnisstand haben einige Besucher - unter Umständen auch Gewerbebetriebe - Bauschutt und Co. mit Kleinlastern abgeladen und dafür einen kleinen „Bonus“ gezahlt, der nicht in die Umhängetasche des AWG-Mitarbeiters vor Ort geflossen ist. Wie Bickenbach sagt, wurden im Rahmen des Betrugs keine Schadstoffe illegal entsorgt. „Das wäre aufgefallen.“ Wenn alle Fakten zusammengetragen sind, soll es auch Anzeigen bei der Polizei geben - wahrscheinlich auch gegen die Schmiergeld-Zahler.

Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Jürgen Reese (SPD) fordert einen Bericht zu dem Fall von der Geschäftsführung. Gleichzeitig glaubt er aber: „Es wird für uns keine Universalstrategie geben, mit der wir solche Fälle ausschließen können.“ Die AWG könne sich schlecht gegen die „kriminelle Energie Einzelner“ schützen.

Oberbürgermeister Andreas Mucke zeigte sich gestern Abend von den Vorwürfen gegen die Stadttochter überrascht: „Wenn das so ist, dann ist das ungeheuerlich und muss aufgeklärt werden.“