Retter für die Bandweberei gesucht
Insolvenzverwalterin Sandra Krämer hofft auf eine Fortführung des Unternehmens Kafka. Als Erstes müsste ein neuer Standort gefunden werden.
Noch zweimal — am 25. und 28. April — ist der Museumsshop der Bandweberei Kafka geöffnet. Dann ist Schluss mit dem Verkauf von hochwertigen textilen Bändern, die über den Online-Verkauf auch im Ausland gefragt sind. Ende März wurde der Insolvenzantrag für das Traditionsunternehmen an der Öhder Straße 47 gestellt. Und vermutlich endet somit ein weiteres Kapitel der traditionsreichen Textilproduktion im Tal der Wupper. Insolvenzverwalterin Sandra Krämer von der Wuppertaler Kanzlei GKS Rechtsanwälte hat die Hoffnung allerdings noch nicht aufgegeben, dass die Bandweberei an einem neuen Standort in einer anderen Form fortgeführt werden könnte.
Die Bandweberei Kafka wurde in den vergangenen acht Jahren an der Öhder Straße als Museum und Produktionsstätte zugleich betrieben. Auch gestern erkundigten sich Kunden im Museumsshop bei der langjährigen Geschäftsführerin Christine Niehagen, ob eine Führung durch die Bandweberei möglich sei. Die Webstühle stehen allerdings seit Ende März still. „Die beiden Bandweber sind mangels Perspektive zu einem anderen Unternehmen gewechselt“, erklärt Sandra Krämer.
Die Bandweberei am Standort Öhder Straße als produzierenden Betrieb zu erhalten und gleichzeitig als Museum zu führen, war schon seit Jahren ein Problem. An der vielbefahrenen Landstraße sind die Parkmöglichkeiten knapp — für Busse ganz zu schweigen. Außerdem waren nicht die entsprechenden sanitären Einrichtungen für größere Besuchergruppen vorhanden. Bei der Suche nach einem dringend benötigten neuen Standort für das produzierende Museum hatte die Besitzerin dann kein Glück. Pläne einer Zusammenlegung der Bandweberei Kafka mit dem Küllenhahner Bandweber-Museum im Goldzack-Gebäude an der Nordbahntrasse scheiterten nach zunächst erfolgversprechenden Verhandlungen.
Die gebürtige Wuppertalerin Sandra Krämer will sich jedoch nicht einfach damit abfinden, dass die Bandweberei mit ihren 25 funktionsfähigen Webstühlen wie so viele andere Textilunternehmen in Wuppertal zuvor nun der Vergangenheit angehören soll. „Als Wuppertalerin wünsche ich mir die Fortführung. Es geht weniger um den materiellen Wert. Für die Webstühle gäbe es im Falle einer Zerschlagung der Firma bei einer Auktion vermutlich keinen Cent. Es geht vielmehr darum, ein Stück Historie und Wirtschaftsgeschichte der Stadt zu erhalten“, sagt die Fachanwältin für Insolvenzrecht.
In den vergangenen Tagen hat sie eine Reihe von Briefen der Kunden der Bandweberei erhalten. „Es gab Anfragen, ob mit größeren Bestellungen zur Rettung beigetragen werden könne. Das ist gut gemeint, aber Gewinne lassen sich auch in Zukunft mit der Produktion allein nicht erzielen. Wir benötigen für die Bandweberei einen neuen Standort. Das kann wegen der geräuschintensiven Produktion nur ein Firmengebäude sein. Außerdem müsste eine Person oder Institution einsteigen, für die der kulturhistorische Wert im Vordergrund steht.“ Christine Niehagen wollte sich gestern nicht zum Stand des Verfahrens äußern. Die Enttäuschung, dass der geplante Umzug zum Erhalt der Bandweberei nicht rechtzeitig zustande gekommen ist, ist bei ihr sehr groß. Vier Mitarbeiterinnen, die in Teilzeit im Museumsshop tätig waren, verlieren ihre Stellen.