Preis Rolf Dellenbusch ist „Wuppertalbeweger“
Wuppertal · Der 70-Jährige ist der erste Träger der Auszeichnung für das Engagement rund um die Nordbahntrasse.
„Ich bin da so reingerutscht“, sagt Rolf Dellenbusch bescheiden. Reingerutscht ist er in die Wuppertalbewegung und seither einer der aktivsten Macher des Vereins. Deshalb hat der ihn jetzt ausgezeichnet – als „Wuppertalbeweger“. Rolf Dellenbusch ist der erste, der diesen Titel tragen darf.
Er selbst wurde von der Ehre überrascht, war „total gerührt“. Mit der Auszeichnung bekam er ein kleines Modell der Skulptur „Der Weg ist das Ziel“ von Hans-Jürgen Hiby, die in groß in Nächstebreck an der Nordbahntrasse steht.
Der Nordbahntrasse widmet Rolf Dellenbusch seit zwölf Jahren einen großen Teil seines Lebens. „Als ich die ersten Berichte über den geplanten Umbau gelesen habe, dachte ich, das ist eine Supersache, da kann ich gut radeln, wenn ich in Rente bin“, erinnert er sich. Er erkundete vor Ort den Verlauf der Trasse. „Da habe ich gesehen, wie toll die gelegen ist. Und mir sind so viele Ideen gekommen.“ Bei jedem Besuch neue.
Die schickte er irgendwann an Carsten Gerhardt, den Vorsitzenden der Wuppertalbewegung. Aus der ersten Mail am 11. Februar 2007 wurden bis heute mehr als 20 000. Gerhardt lobt, die Vorschläge seien „immer zielgenau, konstruktiv und lösungsorientiert“. Rolf Dellenbusch schlage Projekte vor, die er auch selber umsetzt. Das begann bald mit der Sanierung des Bahnhofs Wichlinghausen und endet nicht mit der Organisation der Draisinenfahrten am Bahnhof Loh. Rolf Dellenbusch drängt sich nicht in den Vordergrund. Aber wenn man ihn anspricht, hat er viel zu erzählen. Steckt auch nach Jahren noch voller Begeisterung.
Er erzählt, dass der Bahnhof Wichlinghausen abbruchreif schien. „Aber ich dachte: Das muss man erhalten!“ Weil gerade sein eigenes Dach erneuert wurde, überredete er den Dachdecker, sich den Bahnhof anzusehen. Der war bereit, Hand anzulegen. Und überzeugte weitere Handwerksmeister: „Alle haben gesagt: Wir beteiligen uns. Das war eine richtige Euphorie“, erinnert sich Dellenbusch.
Ein halbes Jahr habe er organisiert, dann habe er den Plan Carsten Gerhardt und dem Verein vorgestellt. Und ein Okay bekommen. Während der Arbeiten sei er jeden Tag auf der Baustelle gewesen, obwohl er noch berufstätig war.
Ein Signal rechtzeitig zum
NRW-Tag 2008 besorgt
Ebenso eifrig war er beim Einsammeln alter Bahn-Signale an der Trasse. Einmal habe ihn dabei die Polizei angehalten, ihm vorgeworfen, er stehle. Seitdem hat er immer ein Schreiben der Wuppertalbewegung dabei. Ein Signal konnte er rechtzeitig zum NRW-Tag 2008 besorgen, so dass Ministerpräsident Jürgen Rüttgers es offiziell auf Grün stellen konnte.
Die Erinnerung daran, dass die Trasse einst ein Bahnweg war, ist ihm wichtig. Am liebsten hätte er überall die Schienen erhalten, um sie mit Draisinen befahren zu können. Aber dann wäre es zu eng für Radfahrer und Fußgänger geworden. Nur am Loh war etwas mehr Platz. Also setzte sich Rolf Dellenbusch dafür ein, dort Schienen liegen zu lassen.
Ursprünglich sollten die Draisinenfahrten nur zu Festen angeboten werden. Das erste dafür besorgte Fahrzeug mussten sie für ein Vierteljahr mieten. Deshalb stellte sich Rolf Dellenbusch damit an den Bahnhof, bot Fahrten an. „Die stand nicht eine Minute still“, erzählt er.
Er entschloss sich, eine eigene bauen zu lassen. Dafür wandte er sich an seinen alten Arbeitgeber, das Metallverarbeitungsunternehmen Schaeffler, bei dem er Personalreferent war. Der Ausbildungsleiter baute mit seinen Azubis eine Draisine. Eine spezielle Konstruktion ermöglicht die Hin- und Rückfahrt, ohne dass das Fahrzeug gedreht werden muss. Dellenbusch überzeugte die Dekra, die technische Abnahme kostenlos zu übernehmen.
Seither holen er und eine Gruppe Mitstreiter das Gefährt an Schön-Wetter-Sonntagen aus der extra errichteten Garage. Die Nachfrage reißt nicht ab. Mit der Draisine fahren Schulgruppen, sie wird genutzt für Junggesellinnen-Abschiede und runde Geburtstage. „Das sind so tolle Abende“, schwärmt Dellenbusch. Immer wieder hört er: „Das macht so viel Spaß.“ Bis heute seien 14 000 Fahrgäste unterwegs gewesen.
„Er hat so viel gemacht, das musste endlich mal gewürdigt werden“, sagt Carsten Gerhardt, der in Dellenbusch einen würdigen ersten Preisträger sieht. Die Idee zur Auszeichnung habe Günter Ischebeck gehabt, ebenso langjähriger Mitstreiter der Wuppertalbewegung. Gerhardt gewann für die Jury Vorwerk-Chef Jörg Mittelsten-Scheid und Knipex-Chef Ralf Putsch. Gemeinsam mit Burkhard Clingen, Schatzmeister der Wuppertalbewegung, wählten sie einstimmig Rolf Dellenbusch.
Die Auszeichnung soll künftig jährlich im Dezember vergeben werden an Bürger, die sich im Umfeld der Nordbahntrasse engagieren. Kandidaten für die nächsten Jahre „gibt es viele“, sagt Carsten Gerhardt. Vorschläge können formlos bis zum 15. Oktober eines Jahres an info@wuppertalbewegung.de gesandt werden.