Rudelsingen in der Börse: Wenn Singen süchtig macht
Beim „Rudelsingen“ zählt nicht die Zahl der getroffenen Töne, sondern der Spaß in der Gruppe. Die WZ hat mitgeschmettert.
Wuppertal. Es ist heiß, drückend heiß. „Wir werden gewaltig schwitzen“, warnt Moderator, Sänger und Organisator David Rauterberg. Aber das kann an einem Donnerstagabend in den Ferien niemanden abschrecken. Wenn Rauterberg mit seinem Pianisten Philip Ritter zum „Rudelsingen“ lädt, zählt nur eines: Aus vollem Halse mitschmettern.
Der rote Saal der Börse an der Wolkenburg ist gut gefüllt — trotz Ferien und Hitze. Rudelsingen, das ist kein Chor, kein Programmkonzert und auch kein simpler Mitmachabend. Rudelsingen ist Spaß an der Musik, lauthals Lossingen und Gemeinsamkeit. Entstanden ist das Ganze aus einem Gefühl heraus: „Es fehlt etwas, wo man alles singen kann“, sagt Rauterberg.
Das Prinzip ist einfach: Auf einer Leinwand werden die Texte gezeigt. Für musikalische Untermalung sorgt der Pianist, Rauterberg selbst singt und animiert. Mittlerweile gibt es das Rudelsingen seit fast zwei Jahren, im November 2011 war Premiere. Seitdem tourt die Idee durch zwanzig Städte — oft mit ausverkauftem Haus und Hunderten von Singbegeisterten.
An diesem Abend geht es mit den Toten Hosen und „An Tagen wie diesen“ los. Viel Animation oder Aufwärmen braucht das Publikum — oder besser gesagt, der Chor für den Abend — nicht. Alle singen mit — ob man den Ton trifft, spielt keine Rolle. Spaß ist Programm, Schunkeln auch. Viele sind bereits das zweite, dritte, vierte Mal dabei: Man wird zum Wiederholungstäter, wenn man einmal dabei war.
„Ich bin einmal mitgenommen worden. Seitdem komme ich immer wieder“, erzählt Daniela Volmer. Heute Abend sind die meisten ihrer Freunde im Urlaub, da musste ihr Mann mit — Widerstand ist bei einer begeisterten Rudelsängerin zwecklos. Das Schöne sei, so Volmer: „Man muss nicht gut singen können.“
An diesem Abend geht es durch Jahrzehnte deutscher und internationaler Musikgeschichte. „Die Männer sind dick, die Frauen schräg“, ist das Motto der Duett-Lieder, natürlich ganz auf die Darstellung der Texte auf der Leinwand bezogen. Rauterberg moderiert, erzählt Anekdoten zu den Liedern. Dann wird wieder mitgesungen.
Wenn die Stimmen dann langsam heiser werden, die T-Shirts durchgeschwitzt sind und das Tageslicht durch die Oberlichter schwindet, ist es Zeit, nach Hause zu gehen. Bis zum nächsten Mal — denn Rudelsingen macht wirklich süchtig.