Rund um Wuppertal geht es auf der siebten Etappe von Lüttringhausen bis nach Gerstau
Die WZ umrundet mit bekannten Wuppertalern die Stadt. Der siebte Teil führt nach Gerstau.
Wuppertal. Ursula Slawig ist in Wanderlaune - und diesmal spielt sogar das Wetter mit. „Wir waren in der vergangenen Woche zum Wandern in Oberstdorf, und es hat ununterbrochen geregnet“, erzählt sie. Gewandert seien sie trotzdem — meist „klitschnass bis auf die Unterhose“. Die siebte Etappe des Wuppertaler Rundwegs startet bei herrlichem Sonnenschein, es ist aber nicht zu heiß.
Los geht es an der Barmer Straße in Remscheid-Lüttringhausen. Auf der Höhe des Hauses 65 zweigt ein Fußweg von der Straße ab. Er führt durch eine Parkanlage mit einem Spielplatz. Der Wuppertaler Rundweg folgt dem Lauf des Klauser Bachs, wir überqueren eine kleine Brücke und laufen durch ein kleines Stück Wald vorbei an einer Kleingartenanlage. An der Klauser Straße gehen wir ein paar Meter nach rechts, überqueren sie und tauchen in ein Waldgebiet ein.
Ursula Slawig genießt die Stille. Außer dem Rauschen der Bäume und vereinzeltem Vogelgezwitscher ist es - kurz hinter Stadtgrenze - ruhig. Für Slawig steht nach diesem Sommer ein neuer Lebensabschnitt an: Ihre beiden Söhne, Zwillinge im Alter von 18 Jahren, verlassen zum Studium das Haus. „Ich finde, es ist Zeit, dass die beiden sich freischwimmen“, sagt sie und berichtet von ihrem eigenen Werdegang, der nie so verlaufen wäre, wenn sie in ihrer Heimatstadt Paderborn geblieben wäre. Ihr Vater war Unternehmer, dessen Möbelfabrik nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit dem Paderborner Computerhersteller Nixdorf wuchs. Das Unternehmen stellte die Möbel für sämtliche Büros von Nixdorf her.
Rund um
Wuppertal
„Mein Vater liebte die Musik und unterstützte mich, als er sah, dass es mir ernst war“, sagt Slawig. An der Musikhochschule Detmold tauchte Slawig ins Studium der Musik ein und hatte das Gefühl „angekommen zu sein“. Deshalb findet sie es positiv, dass auch ihre Söhne den Schritt raus in die Welt machen. „Die Persönlichkeit entwickelt sich ganz anders. Man lernt völlig andere Menschen können und was es heißt, einsam zu sein“, sagt Slawig während wir einen Höhenzug rechter Hand hinaufsteigen.
Oben erwartet uns eine Wegkreuzung, von der es geradeaus durch den Wald hinab zum Leyerbach am Ortseingang von Ronsdorf geht. Hier müssen wir das große W suchen, das den Rundweg markiert. Es geht links hoch zur Remscheider Straße, wo wir rechts etwa 250 Meter der Straße folgen, bevor uns das Wanderzeichen auf der anderen Straßenseite einen ansteigenden Fußweg hinauf lotst.
Slawig genießt die Bewegung. „Um eine gute Mutter zu sein, habe ich immer ein Pendant gebraucht“, sagt sie. Das sei neben der Arbeit und der Musik auch immer Sport gewesen. „Man muss selbst zufrieden und erfüllt sein“, findet sie und erzählt, dass sie quasi seit der Geburt ihrer Kinder in der Musikschule gearbeitet hat. „Ich liebe die Arbeit in der Musikschule - es ist die schönste Arbeit, die ich mir für mich vorstellen kann“, sagt Slawig. Erfolgserlebnisse habe man nicht nur, wenn man als Musiker konzertiere, sondern auch wenn man Schülern Musik vermitteln könne.
Der Wanderweg führt durch ein Wohngebiet. Wir folgen der Straße bergauf und gelangen zu einer Kuppe mit Weitblick, der Ursula Slawig den Ausruf entlockt: „Ist das schön!“ Der Weg führt nun zur Ronsdorfer Talsperre hinunter. Auf der Staumauer genießen wir die Aussicht auf den in der Tiefe angelegten Springbrunnen, der zu einem Forellenteich gehören könnte. Auf den Abstieg zum Brunnen verzichten wir und wechseln auf die andere Talseite. Wir folgen dem Saalbach auf einem gepflasterten Waldweg zu dessen Mündung in der Gelpe.
So sehr Slawig die Stille der Natur genießt, so wichtig ist die Musik in ihrem Leben. Auch Kinder könnten durch Musik lernen, eine eigene Disziplin zu entwickeln. „Talent alleine reicht nicht aus“, sagt Slawig. „Lang Lang muss üben, ich muss üben und auch meine Schüler müssen üben“, sagt die Musiklehrerin. Das Vorspiel vor Publikum sei für die Schüler dabei eine wichtige Motivation, sagt Slawig. „Dann wissen sie auch, wofür sie monatelang an einem Stück arbeiten.“
Erste Kontakte zur Musik entstehen in Wuppertal häufig durch die Schule. Die Bergische Musikschule hat zusammen mit Sponsoren die „Singpause“ ins Leben gerufen. In diesem „großartigen Projekt“ besuchen Musiklehrer zwei Mal in der Woche für 20 Minuten jede Klasse einer Schule und singen mit den Schülern. „Ein Projekt, das sich allein durch Sponsoren finanziert, ist nur in Wuppertal möglich“, sagt Slawig. „Die Wuppertaler brennen für ihre Stadt“.
Wir wandern auf einem gepflasterten Weg stetig bergab. Vor dem Café-Restaurant Haus Zillertal kommen wir an einem Teich vorbei, in dem zahlreiche Fische schwimmen. Wir folgen weiter der Gelpe und gelangen zur Mündung in den Morsbach, dem wir rechts folgen. Bei einer Häusergruppe erreichen wir die Hastener Straße in Gerstau. Die zweieinhalb Stunden lange Wanderung ist wie im Flug vergangen mit der Frau, die für ihre Berufung - die Musik - brennt.
“ Weiter geht’s auf dem Wuppertaler Rundweg mit der achten Etappe von Gerstau nach Sudberg.