Schmeer Emma: Eine Wirtin und ihre unvergesslichen Stullen
Auflösung: Das Rätsel um ein weiteres Wuppertaler Original ist gelöst — dank der Hilfe vieler WZ-Leser mit hervorragendem Gedächtnis.
Wuppertal. „Schmeer Emma war eine Person und gleichzeitig eine Institution“, schreibt WZ-Leser Gunnar Kohleick. Und in der Tat — die WZ-Redaktion konnte sich kaum vor Anrufen, Postkarten und E-Mails retten, die erklärten, wer „Schmeer Emma“ war.
Bereits am Tag des Aufrufs war klar: Nicht am Neuenbaumer Weg musste nach dem vierten Wuppertaler Original gesucht werden, sondern an der Sonnenblume.
Die Sonnenblume ist eine Straße, die vom Westfalenweg abgeht — außerdem eine Bushaltestelle. Und in deren Nähe soll die Frau gelebt und gearbeitet haben, die die WZ als viertes Wuppertaler Original gesucht hat. Denn auch eine Gaststätte trug einmal den Namen „Zur Sonnenblume“. Sie war, wie aus den zahlreichen Zuschriften und Anrufen zu erfahren war, ein beliebtes sonntägliches Ausflugsziel.
WZ-Leser Gerhard Stouten hat viele schöne Kindheitserinnerungen an diesen Ort: „Das Restaurant verfügte über einen großen Kastaniengarten und die Kinder konnten dort spielen.“ Im Keller der Gaststätte, so erinnert sich Ute Lucke, wurde Dönberger Stuten — auch „Dönberger Platz“ genannt — dick mit Butter beschmiert und serviert. Luckes Mutter hat als Kind mit Eltern und fünf Geschwistern im Westfalenweg gelebt — schräg gegenüber der Gaststätte „Zur Sonnenblume“. „Meine Oma hat sonntags immer Frau Schmitz geholfen“, schreibt Ute Lucke. Und Frau Schmitz, Vorname Emma, ist das von der WZ gesuchte Wuppertaler Original.
Tatsächlich wissen viele Wuppertaler auch von der Schürze der Emma Schmitz zu berichten — wie Leser Klaus E. Altenfeld: „Eine ältere, dickliche, gutmütig lächelnde Frau, mit einer vorgebundenen Küchenschürze.“ Diese Schürze muss fürchterlich „schmeerig“ gewesen sein, da Emma Schmitz an schönen Tagen aus dem Schmieren der Stullen für die Ausflügler gar nicht herausgekommen sein soll. Und so kann nach Meinung vieler Leser nicht ausgeschlossen werden, dass Emma ihren Spitznamen doch ihrer schmutzigen Schürze zu verdanken hat.
Bis in die 1970er Jahre, so berichten die WZ-Leser, habe die Familie Schmitz die Gaststätte „Zur Sonnenblume“ betrieben. Dieter Becker, dessen Immobilienfirma Eigentümer des neuen Hauses „Sonnenblume“ ist, schreibt der WZ, dass die Gaststätte bereits 1838 erbaut und über Generationen und zwei Weltkriege hinweg von der Familie Schmitz betrieben wurde. Wegen maroder Bausubstanz sei der Abriss des alten Gebäudes unvermeidlich gewesen, versichert er.
Auch Rolf Hollmann hat viele Nächte an der Sonnenblume verbracht: „Hochprozentiges konnte man mitbringen, denn offiziell gab es ja nichts — und man musste für die Flasche ein sogenanntes Korkgeld zahlen.“ Lange her — doch die Erinnerung an Schmeer Emma und ihre Stullen hat die Jahrzehnte überdauert.