Schneebälle für die Zeit in London
Auf der Suche nach Geschenken werden einige Wuppertaler kreativ — oder lassen es lieber ganz sein.
Weihnachtstrubel in der Elberfelder City: Tausende Wuppertaler laufen meist hastigen Schrittes von Geschäft zu Geschäft, um noch das ein oder andere Geschenk für die Liebsten zu kaufen. Nachvollziehbar, dass Zeit kurz vor großem Fest Mangelware zu sein scheint. Auf die Frage nach witzigen, kreativen oder ausgefallenen Geschenken wird daher auch öfter im Vorbeigehen geantwortet. Zwei Beispiele: „Ich habe noch gar keine Geschenke“ oder „Ich habe eine schöne Frau zuhause, das reicht als Geschenk.“
Friederike und Julius Spicker haben noch einen Moment Zeit, bevor es weitergeht. „Wir haben zusammen unserem Vater mal eine Hip Hop-Jazz-Schallplatte geschenkt. Die haben wir dann über die gesamten Festtage gemeinsam gehört“, erzählt Julius Spicker. „Flo Filz“ heißt der Künstler, dessen Musik die Geschwister nach den Festtagen auch im jeweiligen Freundeskreis weiterempfohlen haben.
Friederike Spicker fällt noch ein Präsent ein, das sie von ihrem Bruder bekommen hat: eine Reclam-Ausgabe von Goethes Faust. „Ich hatte mal gesagt, dass ich den gerne lesen würde“, sagt sie. Das sei aber eher „so dahingesagt“ gewesen. Den Klassiker habe sie dann aber trotzdem gelesen — bis zur Hälfte.
„In der Familie schenken wir uns zu Weihnachten nichts mehr“, sagen Heike Pommerenke und Markus Offermann. Sie würden sich den Stress beim Weihnachtsshopping und die obligatorischen Umtausch-Aktionen nach den Festtagen lieber sparen und die Vorweihnachtszeit und die Festtage zusammen in Ruhe genießen. Zu Weihnachten bringe dann jeder etwas mit — etwa eine gute Flasche Wein. Heike Offermann verschenkt gerne viele Kleinigkeiten vor dem großen Fest. „Ich bastele gerne Adventskalender mit vielen kleinen Geschenken für Familie und Freunde“, sagt sie.
Auch Renate Schütte verzichtet gerne auf den Weihnachtsrummel. Ihr Mann und sie würden sich schon länger nichts mehr zu Weihnachten schenken. „Wenn man was aus Liebe schenken möchte, kann man das auch an jedem anderen Tag machen“, sagt sie.
Sie sei ebenfalls der Ansicht, dass lieber mehr Zeit mit der Familie verbracht werden sollte. Statt dem Geschenke-Rausch zu verfallen, spende sie lieber Geld für einen guten Zweck oder unterstütze Musikanten, die an der Straße für weihnachtliche Stimmung sorgen.
Etwas eher ausgefallenes hat Simon Hillenbach für seine Schwester gefunden. Ich habe für sie eine Indoor-Schneeballschlacht gekauft“, sagt er. Die Schwester sei nach London gezogen und richtig neidisch gewesen, als Hillenbach ihr vom Schnee in der Heimat berichtet hatte. Mit den kleinen künstlichen Schneebällen könne das Schwesterherz in Zukunft zumindest ein wenig Wuppertal-Wetter in London simulieren. Eher lustig fand Hillenbach ein Geschenk an ihn, dass er sich so nicht gewünscht habe. „Ich habe mal gesagt, dass ich Tassen als Geschenk doof finde“, erzählt er. Unter dem Baum ist dann trotzdem ein Trinkbecher gelandet. „Die Tasse war wohl schon gekauft worden“, sagt Hillenbach schmunzelnd.
Ein himmlisches Geschenk hat die 16 Jahre alte Selin dagegen vor Jahren ihrem Vater gemacht. „Ich habe ihm damals einen richtigen Stern geschenkt.“ Der habe sich gefreut, da er ein großes Interesse an den unterschiedlichen Gestirnen habe. Ihre Freundin Aylin (20) habe ihrem Bruder mal einen Kristall aus Norwegen geschenkt — passend zu seinem Sternzeichen. Heidi Nauß muss an ein Geschenk denken, das sie von ihrem Sohn bekommen hat. Der habe ihr — ohne, dass sie es auf einen Wunschzettel geschrieben habe — ein Ticket für eine ihre Lieblingsband geschenkt. „Das war eine echte Überraschung.“