Wuppertal Ein Blick aufs „Wupperthal vor Wuppertal“

Barmen · Heiko Schnickmann hat einen Band mit Essays zur Vorgeschichte der Stadt veröffentlicht.

Thomas Helbig und Heiko Schnickmann (v.l.) stellten den neuen Band aus der Edition Köndgen vor.

Foto: Schwartz, Anna (as)

. Wuppertal hat gerade seinen 90. Geburtstag gefeiert. Doch was war eigentlich vor jener Stadtgründung 1929, der jetzt gedacht wurde? Historiker Heiko Schnickmann hat sich in diversen Essays mit der Vorgeschichte unserer Stadt befasst. Gesammelt sind sie jetzt unter dem Titel „Im Wupperthal vor Wuppertal“ in der Edition Köndgen veröffentlicht worden. Im Kontor 91 stellte der Autor jetzt sein Werk vor.

Von der Zeit des Spätmittelalters bis hin zum frühen 19. Jahrhundert handeln die fünf Aufsätze. „Ich habe bewusst vor der Industrialisierung aufgehört“, sagt Schnickmann. Der Zeitraum davor biete genug Stoff, auch im Hinblick auf die Gegenwart. Verleger  Thomas Helbig hat nicht umsonst in seiner Präsentation gefragt: „Welche damaligen Entwicklungen lassen uns das heutige Geburtstagskind besser verstehen?“

Gerade darum gehe es ihm selbst, erklärt Schnickmann, von Berufswegen eigentlich Lehrer. Sein Werk sei populärwissenschaftlich, mit Anspruch. Natürlich seien alle Quellen belegt. Eine „tolle Vorarbeit“ habe der Bergische Geschichtsverein geleistet, der vieles veröffentlicht und ausgewertet habe. Ihm sei aber vor allem wichtig, „dass der Leser Vergnügen hat“, betont er. „Dann bleibt es auch im Kopf.“

Ziel sei es, die Zusammenhänge zu vermitteln. Dass es heutzutage zum Beispiel immer noch Leute gibt, die von Wuppertal als geteilter Stadt sprechen, hat durchaus Tradition. Im Mittelalter waren aber natürlich weniger Barmen oder Elberfeld ein Thema. Damals ging es um das Herzogtum Berg und die Grafschaft Mark. Und die Grenzen zwischen beiden Herrschaftsgebieten verliefen mitunter durch einzelne Bauernhöfe. Hatten die verschiedenen Bauern vor, ihre Kinder miteinander zu verheiraten, wurde auf etwaige Grenzverläufe nämlich wenig Rücksicht genommen — und die Landesherren oft gar nicht informiert. „Das war alles schon ein bisschen kompliziert“, erklärt Schnickmann.

Zur verwaltungstechnischen Trennung kamen nach der Reformation noch verstärkt kirchliche dazu. Als Beispiel müsse man sich nur einmal Barmen anschauen, sagt Schnickmann. Unterbarmen war reformiert und gehörte zu Elberfeld — Oberbarmen war lutherisch und gehörte Schwelm.

Und was war mit Barmen? „Das gab es so nicht“, erklärt er. „Das eigentliche Barmen, also Mittelbarmen, ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts und entstand wegen des Bahnhofs, der in der Mitte zwischen Unter- und Oberbarmen lag.“ Die Grenze verlief damals am Leimbach und am Fischertal.

Eine „Einheitsidee“ für das Wupperthal gab es übrigens nie so wirklich. Wenn, so Schnickmann, nur in personeller Hinsicht. Zumindest eine Art Verwaltungseinheit gab es im 30-Jährigen-Krieg für den heutigen Barmer Bereich. Die Höfe wurden in sogenannte Rotten eingeteilt, um die Verteilung der schwedischen Soldaten im Tal gerechter zu organisieren. Diese blieben auch nach dem Krieg bestehen, später zog Elberfeld nach.

Der Autor selbst bezeichnet sich als „überzeugten Wichlinghauser“. Unter anderem organisiert er Führungen im Stadtteil und engagiert sich im Nordstädter Bürgerverein. „Mir macht es aber auch Spaß, mich mit dem Rest der Stadt auseinanderzusetzen“, sagt Schnickmann. Zudem lerne er so auch Quartiere wie den Dönberg oder Schöller kennen. „Und mit den Essays, die seit 2015 entstanden sind, versuche ich, die Stadtteile zu verbinden.“

„Im Wupperthal vor Wuppertal — Essays zur Stadtgeschichte vom Mittelalter bis ins frühe 19. Jahrhundert“ ist in der Edition Köndgen erschienen und kostet 14,95 Euro.