Städtepartnerschaft Schüler wollen Brücken schlagen
Elberfeld/Barmen/Vohwinkel. · Volles Programm: Wuppertaler Schulen hatten Besuch aus der Partnerstadt Beer Sheva.
Sie wollen eine Brücke zwischen den jungen Generationen schlagen. Die Schüler des Austauschprogramms zwischen vier Wuppertaler Schulen und der Partnerstadt Beer Sheva beweisen, wie wichtig ein lebendiger Kontakt für das gegenseitige Verständnis ist. Vergangene Woche besuchten die israelischen Jugendlichen das Bergische Land und erlebten ein abwechslungsreiches Programm. Zuvor waren die Wuppertaler Schüler zu Gast in Beer Sheva. Entsprechend viel zu erzählen gab es bei der gestrigen Abschiedsveranstaltung im Evangelischen Gemeindezentrum an der Lessingsstraße in Vohwinkel.
„Es fühlt sich gut an, hier zu sein, gerade weil wir in den Gastfamilien einen sehr authentischen Eindruck von Deutschland bekommen haben“, erzählt der 16-jährige Yahli. Er und seine Mitschüler seien sehr herzlich aufgenommen worden. Die NS-Zeit ist für den jungen Israli eine Mahnung gegen Hass und Intoleranz, aber definitiv kein Grund, Deutschland zu meiden. „Gerade wegen dieser Vergangenheit müssen wir uns heute gemeinsam für ein menschliches Miteinander einsetzen“, lautet seine Meinung.
Ein Programmpunkt: Der Besuch des Anne-Frank-Hauses
Ähnlich sieht es die gleichaltrige Hadar, die zum zweiten Mal in Deutschland ist. „Wir haben hier viel Offenheit und Freundlichkeit erfahren“, berichtet die Schülerin aus Beer Sheva. Ihr gefällt besonders, wie grün die Bergische Region ist. „Das gibt es bei uns nicht“, sagt die 16-Jährige.
Lehrerin Lilach Shimoni war schon mehrfach im Rahmen des Austauschprogramms in Wuppertal. „Unsere Schüler freuen sich schon immer lange im Voraus auf die Reise und sind jedes Mal begeistert von der Gastfreundschaft hier“, berichtet sie. Auf dem Programm stand noch eine Fahrt zum Anne-Frank Haus in Amsterdam.
„Das war für uns alle sehr bewegend“, sagt Lehrerin Julia Wüsthoff aus Vohwinkel. Auch für die Wuppertaler Jugendlichen ist der Austausch mit Israel eine besondere Erfahrung, die sie nicht so schnell vergessen werden. „Im Unterricht geht es dort viel lockerer zu und die Lehrer duzen sogar ihre Schüler“, erzählt die 18-jährige Joyce. Von den militärischen Konflikten sei im Alltag wenig zu spüren gewesen. „Andererseits sieht man schon die Bunkeranlagen“, berichtet der 14-jährige Aymen. Die Gespräche der Schüler hätten sich aber vor allem um Themen wie Mode, Sport oder Musik gedreht.
Das Austauschprogramm läuft seit acht Jahren. Viele Freundschaften sind dadurch schon entstanden. Gefördert wird es vom Freundeskreis Wuppertal-Beer Sheva. Mittlerweile beteiligen sich das Gymnasium Bayreuther Straße, die Else-Lasker-Schüler Gesamtschule, die Pina-Bausch-Gesamtschule und das Gymnasium Johannes Rau. Letzteres war in diesem Jahr zum ersten Mal beim Austausch dabei. „Wir freuen uns sehr über die Gelegenheit der Teilnahme. Die Schüler aus Deutschland und Israel erfahren so, dass es viel mehr Gemeinsames, als Trennendes zwischen ihnen gibt“, sagt die für das Projekt verantwortliche Lehrerin Katja Uhl. Für die Leiterin der „Else“, Dorothee Kleinherbers-Boden steht das menschliche Verständnis im Vordergrund. „Wir sind sehr glücklich darüber, wie positiv sich der Austausch zwischen den Jugendlichen entwickelt hat und freuen uns, dass diesmal sogar vier Schulen mitmachen“, lautet ihr Fazit.
Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD) betonte beim Abschlusstreffen die große Bedeutung des Austauschprogramms in der heutigen Zeit. „Für das gegenseitige Verständnis ist es eine wichtige Voraussetzung, dass die Schüler sich besser kennenlernen“, erklärt er. Fragemann verweist auch auf die über 40-jährige Tradition des Austauschs mit Israel und Beer Sheva.