Bürgerbudget Schulkinder erkämpfen sich Klettergerüst

Durch gemeinsame Anstrengung bekam das Projekt viele Stimmen beim Bürgerbudget.

Livia (7, li.), Mirella (7) und ihre Klassenkameraden freuen sich schon auf das Klettergerüst aus Seilen und Netzen, das im kommenden Frühjahr auf ihrem Schulhof aufgebaut werden soll.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Sie hat den ersten Platz gemacht beim Bürgerbudget: Die Grundschule Mercklinghausstraße in Langerfeld bekam für ihr Projekt „Klettergerüst für unsere 300 Schüler“ 725 Stimmen. Einen großen Anteil dazu beigetragen haben die Kinder, die für ihr Klettergerüst geworben und selbst abgestimmt haben.

Knapp 200 Projekte hatten sich im März um Geld aus dem Bürgerbudget beworben. 165 000 Euro standen zur Verfügung. In mehreren Auswahlrunden konnten die Bürger den Projekten ihre Stimme geben, die fünf Bestplatzierten bekommen jetzt Geld.

Auf dem Schulhof der Grundschule Mercklinghausstraße stehen eine Rutsche und eine Netzschaukel. Doch Schulleiterin Babette Teichmann wünschte sich als Spielgerät einen „Seilgarten“, der noch mehr zu Bewegung anregt. Wie genau, das durften die Kinder mit aussuchen.

„Wir sind zur Grundschule Wichlinghauser Straße gelaufen, haben das Klettergerüst dort ausprobiert“, berichtet Babette Teichmann. Die Kinder der Probier-Abordnung berichteten den anderen von Vor- und Nachteilen der unterschiedlichen Kletterelemente. Dann suchten die Mitglieder des Schülerrats – des Gremiums der Klassensprecher – im Hersteller-Katalog die Elemente aus, die ihnen am besten gefallen. Die Wahl fiel unter anderem auf ein senkrechtes Kletternetz, ein schräges Kletternetz, eine aus Seilen geformte Kugel und ein Brücke aus Holzplatten.

Aber so etwas kostet viel Geld: Rund 20 000 Euro. Und der Untergrund noch einmal so viel. „Ich wusste, dass das schwierig wird wegen des Geldes“, sagt Babette Teichmann. Die Stadt, die das Projekt unterstützt, kann es nicht finanzieren. Also schrieb die Schule große Firmen an, erhielt insgesamt fast 6600 Euro, und organisierte einen Sponsorenlauf. „Die Kinder haben sich die Seele aus dem Leib gerannt“, sagt die Schulleiterin. Das brachte 4800 Euro. Und es gab auch kleine Beiträge: Die Schülerinnen Mailine und Emma verkauften Limonade und nahmen 18 Euro ein.

Doch die entscheidende Hilfe war das Bürgerbudget-Verfahren. Als Anette Ouali, Vorsitzende der Schulpflegschaft und des Schulvereins, davon erfuhr, war sie sofort begeistert von dieser Möglichkeit. „Ich hatte gleich ein gutes Gefühl“, sagt sie.

Alle warben gemeinsam
um Unterstützung

Nach der Bewerbung rührten alle die Werbetrommel zur Abstimmung. „Wir haben unsere ganzen Familien gefragt, ob sie abstimmen“, berichtet Livia (7). „Und wir haben Zettel in Briefkästen gesteckt“ – schriftliche Werbung in der Nachbarschaft der Schule. Babette Teichmann sagt, dass die Lehrer Freunde und Bekannte ansprachen, Anette Ouali erzählt, dass Eltern an ihrem Arbeitsplatz warben. Und ihr älterer Sohn, inzwischen auf der weiterführenden Schule, habe Mitschüler animiert, auf dem Handy abzustimmen, ebenso seine Mitspieler im Sportverein.

Bei der „Wahlparty“ in der Stadthalle im September stellten einige Kinder ihr Projekt vor. Die Argumente wissen die Kinder noch: „Ein Klettergerüst ist groß und geht nicht schnell kaputt“, sagt Livia. „Kinder können dabei anderen helfen“, sagt Antonia (7).

Und bei der Endabstimmung sind ganze Klassen mit dem Bus zu Wahlstationen des Bürgerbudgets gefahren, wo sie Stimmzettel aus Papier ausfüllen konnten.

Für die Schulleiterin hatte das alles eine wichtige pädagogische Bedeutung: „Ich wollte, dass die Kinder die Erfahrung machen ,Meine Stimme bewirkt etwas‘“. Das haben die Kinder tatsächlich erlebt. Als Babette Teichmann die Gewinn-Nachricht auf dem Schulhof verkündete, war der Jubel riesig.

Anette Ouali erzählt: „Als ich danach durch die Schule ging, haben mich ständig Kinder angesprochen mit ,Hast du gehört? Wir bauen das Klettergerüst!‘“ Für sie ist der Gemeinschaftsaspekt wichtig: „Man kann etwas bewirken, wenn man Hand in Hand arbeitet.“ Das habe die Kinder verändert.

Jetzt hoffen die beiden Organisatorinnen, dass Anfang des Jahres die Bagger anrollen und im Frühjahr das Klettergerüst steht. „Dann wird es auf jeden Fall ein großes Fest geben“, kündigt Babette Teichmann an.