Schuster: Wunder sind die Bestätigung des Möglichen
Zum Geburtstag der Bergischen Synagoge mischten sich Sorgen und Mahnungen in die überbrachten Glückwünsche.
Die Glückwünsche und Ansprachen zum 15-jährigen Bestehen der Synagoge an der Gemarker Straße in Barmen schienen am Sonntag kein Ende nehmen zu wollen. Das Bedürfnis des offiziellen Wuppertals, den Juden im Bergischen Land ihrer Solidarität zu versichern, hatte ausnahmslos jedem Redenschreiber die Hand geführt. So erinnerte Oberbürgermeister Andreas Mucke in der Synagoge an das Grundgesetz, daran, dass die Würde des Menschen unantastbar sei. „Antisemitismus und Rassismus sind eine Schande für unser Land“, sagte Mucke mit Blick auf die zunehmenden antijüdischen und antiisraelischen Auswüchse in Deutschland.
Sehr nachdenklich überbrachte Ilka Federschmidt die Glückwünsche des Evangelischen Kirchenkreises. Die Superintendentin hat nach eigenem Bekunden gerade in den vergangenen fünf Jahren einen Wandel in der Gesellschaft festgestellt. Gegen Juden und gegen Israel zu sein, ist demnach bei einem wachsenden Kreis von Menschen in Deutschland kein Tabu mehr. Und: „Mit den Flüchtlingen wandert auch Antijudaismus nach Deutschland ein“, sagte Federschmidt. Das seien nicht viele, aber sie seien unübersehbar. Dem judischen Leben in Deutschland drohe Gefahr.
Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, erinnerte in seinem Grußwort an die beispiellose Geschichte der Bergischen Synagoge. Sie steht schließlich auf dem Grundstück, das die evangelische Landeskirche der jüdischen Kultusgemeinde geschenkt hat. Und sie steht in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gemarker Kirche, in der 1934 die Barmer Theologische Erklärung verfasst wurde. Mit dieser weltweit beachteten Erklärung wollte die Evangelische Kirche in Deutschland den Nazis die Stirn bieten. Den Massenmord an sechs Millionen Juden in Europa hat das nicht verhindern können.
Umso mehr empfindet Josef Schuster es als Wunder, dass trotz der unvorstellbaren Verbrechen in Deutschland wieder Synagogen gebaut worden sind. „Wunder sind die Bestätigung des Möglichen“, sagte Schuster.
Aber ganz vollbracht ist das Wunder auch aus Sicht des Zentralrats-Vorsitzenden noch nicht. Mit „fassungslos“ beschrieb Schuster sein Gefühl nach dem Urteil des Oberlandesgerichtes zum Brandanschlag auf die Synagoge Ende Juli 2014. „Was anders als Antisemitismus ist es, eine Synagoge anzünden zu wollen“, fragte er und kritisierte, dass die Täter mit Bewährungsstrafen davongekommen seien.
Sicherheit war auch vor dem Anschlag ein ständiges Thema für jüdische Einrichtung. Und sie ist es noch. Damit erklärt sich, dass die ehemalige Polizeipräsidentin Wuppertals und heutige Regierungspräsidentin in Düsseldorf, Birgitta Radermacher, von der jüdischen Gemeinde mit der Goldenen Menorah ausgezeichnet wurde. Die Gemeinde bedankt sich damit für die Arbeit der Polizisten, die an der Synagoge Wache stehen. Das taten sie auch am Sonntag, während der Feier zum 15-jährigen Bestehen des Wunders von Barmen.