Trockenheit Schusterplatz: „Den Bäumen geht es schlecht“

Wuppertal · Am Schusterplatz soll Tröpfchenbewässerung der Dürre entgegenwirken – das Nachbarschaftsengagement ist groß, doch die Stadt stellt sich quer.

 Peter Rammes (vorne), Michelle Schüler-Holdstein und Michel Wenzel möchten den Bäumen helfen.

Peter Rammes (vorne), Michelle Schüler-Holdstein und Michel Wenzel möchten den Bäumen helfen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Wer meint, in den vergangenen Tagen habe es viel geregnet und so langsam könnte sich die Sonne mal wieder zeigen, hat die Rechnung ohne die Bäume gemacht. Denn denen setzt die Dürre der vergangenen Monate und Jahre sehr zu, sie leiden unter dem Wassermangel und drohen, langsam zu verenden. Peter Rammes, Baumpfleger mit eigenem Fachbetrieb „DieBaumHirten“, hat es sich neben seiner Selbständigkeit zur Aufgabe gemacht, dies zu ändern, schaut er doch mit einem speziellen Blick auf die Bäume, wie er selbst sagt.

Mit Argwohn und auch ein bisschen Trauer schaut er aus dem Fenster auf den Schusterplatz, einen Park, den die Wuppertaler zum Erholen und Treffen, die Kinder vor allem zum Spielen nutzen, denn die meisten Bäume dort haben ihre besten Tage schon hinter sich.

Bedenken der Stadt
behindern das Vorhaben

Gemeinsam mit seinen Nachbarn Michel Wenzel und Michelle Schüler-Holdstein ging er den Bäumen nicht an den Kragen, sondern an den Stamm, besorgte ein Speisfass, in das er Löcher in den Boden machte, sodass das Wasser langsam in den Boden tröpfelt, sowie eine Kette und ein Schloss als Diebstahlschutz. Dass Peter Rammes zwei bis drei Mal am Tag das Fass auffüllt, ist auch der Nachbarschaft nicht entgangen. So kam es, dass insgesamt zehn Personen 200 Euro gespendet haben, um weitere Fässer zu besorgen. Auch ein städtischer Angesteller erfuhr von der Aktion und hätte sich vorstellen können, die Sache mit 50 Prozent zu unterstützen.

Dazu kam es allerdings nicht, da die Stadt Bedenken äußerte: Pilzentstehung an den Wurzeln, Sicherheitslücken und eine Gefahr für dort spielende Kinder, in dem Fass zu ertrinken. „Es fühlt sich an, als würden einem da nur Steine in den Weg gelegt werden“, zeigt sich Rammes empört und kann sich ein „fachliches Augenrollen“ nicht verkneifen. Die Lösung, einen Kaninchendraht über das Fass zu spannen, sei daraufhin abgelehnt worden.

Michelle Schüler-Holdstein, politisch engagiert am mobilen Ölberg und als Mutter immer auch auf den Schutz von Kindern bedacht, zeigte sich von Anfang an begeistert von der Idee und trat in Kontakt mit den Bezirksvertretungen der SPD, Grüne und Linke mit dem Ziel, das Vorhaben auch parteiübergreifend unterstützen zu lassen. Mit Erfolg: Klaus Lüdemann, Stadtverordneter der Grünen, schaltete sich ein und versuchte zwischen Verwaltung und Nachbarschaft zu vermitteln. Mit eher minder gutem Ausgang für die Tröpfchenbewässerung: „Das ist totaler Unsinn. Da die Bäume sehr groß und alt sind, muss man eher den so genannten Traufbereich bewässern, der sich in einem etwa drei Meter Umkreis um den Stamm befindet“, sagt Lüdemann und verweist auf Informationen von Ressortleiterin Grünflächen und Forsten Annette Berendes. Was man eigentlich brauche, seien mehr Gießkannen, sodass man um den Stamm herumgießen kann.

„Ich teile diese Art der Fachlichkeit nicht. Wie viele Gießkannen soll man denn da kaufen, wenn man 100 bis 200 Liter am Tag braucht?“, beschwert sich der Baumliebhaber. Er verstehe den Ansatz der Stadt zwar, allerdings bräuchte man für dieses Vorhaben nicht nur viele Gießkannen, sondern auch Leute, die sich darum kümmern. „Da haben die meisten einfach keine Zeit für.“

Handlungswille der Baumpfleger ist dennoch vorhanden

Und sein Vorschlag? Man könne vier Pflöcke rund um den Baum aufstellen, an denen man die Wassersäcke befestigt, die dann den Traufbereich wässern würden. Er hofft, dass man in einem persönlichen Gespräch mit den Verantwortlichen vor Ort über Vorschläge diskutieren, Bedenken aushebeln und gemeinsam nach Lösungen suchen kann. Davon profitierten nicht nur die Beteiligten, sondern vor allem die Bäume.