Einmaliger Vorfall für die Polizei Fahrrad aus Wuppertal taucht in Rumänien auf
Wuppertal · Felix Schaumburg-Blum aus Wuppertal wurde das E-Bike geklaut. Drei Wochen später meldete sich der GPS-Sensor - aus Osteuropa. Ein besonderer Fall für die Polizei.
Drei Wochen nach dem Diebstahl meldete sich das Fahrrad zurück. In Form eines GPS-Signals auf dem Handy. Nach der längeren Funkstille war es plötzlich in Rumänien. Felix Schaumburg-Blum wurde das Fahrrad geklaut. Er hatte es am Abend des 8. Juni vor seiner Wohnung im Briller Viertel am Zaun auf dem Grundstück abgeschlossen. Am Morgen des 9. Juni war es weg.
Bemerkt hat er das nicht, als er losfahren wollte. Sondern beim Blick auf das Handy. Schaumburg-Blum ist digital-affin. Er ist Digitalberater der Wuppertaler Schulen. „Das Fahrrad hat einen eingebauten Bewegungssensor und GPS“, sagt er. Als er sich das Rad gekauft hat, sei das ein wichtiger Aspekt gewesen. Morgens hatte er dann eine Push-Nachricht auf dem Handy. „Dein Fahrrad wurde bewegt.“ Da habe er gedacht: „Oh, Mist.“
Dass ein Fahrrad sich per GPS meldet, ist neu für die Polizei
Dann war drei Wochen nichts zu sehen. „Das Rad sendet die Daten nur, wenn es bewegt wird“. Also schlussfolgerte Schaumburg-Blum, dass es entweder in einem Auto gelandet ist, oder dass der Akku entfernt wurde. Dann, nach drei Wochen, meldete sich der GPS-Sensor. Und Schaumburg-Blum konnte genau sehen, wo es gefahren wird.
Schaumburg-Blum hat die Polizei informiert. Die hat die Ermittlungen aufgenommen, die rumänischen Behörden eingeschaltet. Soweit Alltag. Aber dass ein Fahrrad sich per GPS meldet, ist bisher etwas Neues für die Polizei. Bisher kenne man das nur von Autos, sagt Polizeisprecher Stefan Weiand. Bei Rädern fehlten da Erfahrungswerte. „Aber für die Polizei ist das eine gute Sache“, sagt er.
Für Schaumburg-Blum ist die Sache eigentlich erledigt. Er rechnet nicht damit, das Rad wiederzusehen. Für ihn ist der Diebstahl ein bitteres Zeichen eines Ungleichgewichts, das er anprangert. Am 9. Juni twitterte er dazu: „Fahrrad geklaut. Nervt. Und ist leider kein gutes Zeichen für den sozialen Ausgleich in unserer Gesellschaft. Ich kenne es auch anders. Da stehen Räder rum und Haustüren offen. Und nichts passiert.“ Für ihn ist es ein Zeichen, dass generell das Einkommen ungleich verteilt ist. Für ihn muss es daher Aufgabe der Politik sein, am Ausgleich zu arbeiten.
Der Diebstahl sei ärgerlich, zumal das Rad nicht versichert war. Aber er hegt keinen Groll. Lacht im Gespräch auch über die Geschichte. Er will damit auch nicht „in Vorurteile reinrutschen“, das ist ihm wichtig.
Er sieht den Diebstahl des Rads gesellschaftspolitisch. Für die Polizei ist es ein Fall von vielen. Aber zumindest sind es aktuell nicht mehr solcher Fälle geworden - trotz steigender Radfahrerzahlen. Im ersten Quartal 2019 gab es laut Polizei 72 Fahrraddiebstähle in Wuppertal. Im ersten Quartal 2020 waren es 64. Auch auf ganze Jahre gerechnet, ist die Zahl der Diebstähle jüngst nicht gestiegen. 2018 gab es 495 Fälle, 2019 waren es 359.
Dass dabei ganze Wagenladungen ins Ausland gebracht werden, ist laut Stefan Weiand eher als Ausnahme bekannt. Häufiger heißt es: „Gelegenheit macht Diebe“, gerade bei Fahrrädern. Die würden eben geklaut, um schnell voran zu kommen. „Aber es gibt auch Diebe, die hochwertige Räder klauen und weiterverkaufen.“ Oder nur die Akkus. Im ersten Halbjahr 2020 gab es allein in Elberfeld etwa 30 Diebstähle von Fahrrad-Akkus.
Für Schaumburg-Blum war auch der Kauf des E-Bikes ein politisches Signal. Er hat es als Autoersatz genutzt. Ist von der einen Schule zu der anderen gefahren. 2500 Kilometer in einem Jahr. „Vorher war jede Radtour schweißtreibend“, erinnert er sich an die Zeit ohne E-Bike. Da sei er weniger gefahren. Er habe einen Beitrag zur Verkehrswende leisten wollen.
Dass die Familie das Auto behalten hat, ist seit dem Diebstahl des Rads ein glücklicher Umstand. Für den Urlaub hätten sie sich E-Bikes vom Schwiegervater geliehen. Ob er sich ein neues Rad holt, weiß Schaumburg-Blum noch nicht. Vielleicht wird es auch etwas anderes. „Wie ich meine Mobilität in Zukunft gestalte, damit habe ich mich noch nicht befasst.“ Zumindest der ÖPNV sei keine Option, wenn er ständig auf die Höhen müsse.