Sechste Gesamtschule: Muss ein Gymnasium dafür weichen?
Die Suche nach einem Standort hat begonnen. Es kann nur ein Gebäude aus dem Bestand sein. FDP will Schutz der Gymnasien.
Wuppertal. Die Einrichtung einer sechsten Gesamtschule ist beschlossene Sache — schon längst. Wirklich viel ist seit dem Ratsbeschluss zwar noch nicht geschehen, doch die Nervosität wächst offenbar: Erst wollen die Grünen unbedingt wissen, was Schuldezernent Matthias Nocke denn da genau für Gespräche in Düsseldorf führt. Dann legt die FDP nach und ein Papier vor, wonach zugunsten der sechsten Gesamtschule auf keinen Fall ein Gymnasium geschlossen werden soll.
Hintergrund: Die Bestandsgarantie für die Wuppertaler Gymnasien und Realschulen läuft 2013 aus. Klar ist auch, dass es für die sechste Gesamtschule keinen Neubau geben wird. Das heißt: Es muss eine Bestandsimmobilie her.
Und da macht unter anderem Rainer Dahlhaus, Sprecher der Wuppertaler Gesamtschulen, klar, dass diese aufgrund des besonders deutlichen Anmeldeüberhangs im Osten Wuppertals auch im Osten der Stadt gefunden werden muss. Wer dort aber nach einer Schule mit entsprechender Größe — möglichst mit Ganztagsbetrieb und Angeboten für beide Sekundarstufen — sucht, dem offenbart sich nicht gerade eine riesige Auswahl.
Eine Entscheidung darüber, welche Schule umgewandelt werden könnte, ist noch nicht gefallen. Hinter den Kulissen heißt es jedoch: „Wer zuerst auf eine Schule zeigt, der kriegt die Dresche.“ Nach Information der WZ werden bereits mehrere Standorte geprüft — und zwar mit mehreren Optionen. Denn denkbar ist es offenbar auch, nicht nur eine Schule einfach umzuwandeln, sondern in einer Rochade gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen — ohne, dass ein Gymnasium betroffen wäre.
Matthias Nocke mag die jüngste Aufregung um das Thema nicht verstehen. Dass er aufgrund des Ratsbeschlusses nicht nur in Sachen Sechszügigkeit der Gesamtschule Vohwinkel mit Düsseldorf verhandele, sei doch wohl klar. Im Zuge der wachsenden Nervosität möchte er zudem auf keinen Fall den Schulfrieden gefährden. Den nennt er „ein hohes Gut“ und will die Fronten zwischen den Schulformen nicht verhärtet wissen.
Doch schon aus zeitlichen Gründen könnte es bald weniger gemütlich zugehen. Denn um die sechste Gesamtschule zu realisieren, muss Nocke irgendjemandem auch wehtun. Einen Start der Gesamtschule schon im Jahr 2012 fordern zwar einige, doch dafür ist die Zeit knapp. Und auch für einen Start zu Beginn des Schuljahres 2013 muss irgendwann eine Entscheidung fallen. Die Anmeldungen laufen stets im Februar.
Was die Forderung der FDP angeht, Gymnasien zu schonen, sagt Dahlhaus, die Entscheidung zu einer Immobilie orientiere sich vor allem an Dingen wie der Größe, nicht danach, welche Schule die Immobilie gerade belegt. Und da seien Gymnasien nicht ausgeschlossen.