Selbst Wuppertals Sonne soll reichen

Bergische Uni: Studenten entwickeln ein Solarhaus, das seine Energie komplett selbst produziert. 2010 wollen sie einen internationalen Wettbewerb gewinnen.

Wuppertal. Im Juni 2010 muss alles fertig sein. Ein ganzes Solar-Haus, 74Quadratmeter groß, ausgerüstet mit funktionstüchtiger Küche, Wohnzimmer und allem, was zum Eigenheim dazu gehört. In Einzelteilen montiert, werden es 30 Studenten der Bergischen Universität Wuppertal aufladen, durch halb Europa transportieren und dann in Madrid aufstellen. Ihr Ziel: Sie möchten den "Solar Decathlon 2010" gewinnen. Den ersten Schritt haben die Wuppertaler schon gemacht: Sie sind als eines von 20Hochschul-Teams aus aller Welt für die Endrunde zugelassen worden.

Die Aufgabe ist simpel formuliert, doch sie fordert den Studenten alles ab: Es gilt, ein Solarhaus zu entwickeln, das sich zu 100Prozent selbst mit Energie versorgt. Architektonisch wertvoll soll es sein, aber auch vermarktbar. "Und es soll eben nicht nur in Madrid funktionieren, sondern auch in Wuppertal", sagt Bettina Titz: "Wir werden beweisen, dass das funktioniert." Neben Architekten sitzen deshalb auch Designer, Bauingenieure und Wirtschaftswissenschaftler mit im Team.

Derzeit präsentieren die Studenten ihre Pläne bei einem Kolloquium vor Ort in Madrid. Anschließend geht’s in die Umsetzung. "Wir suchen Partner aus der Wirtschaft, damit es tatsächlich ein bergisches Solarhaus wird", sagt Holger Berg vom Institut für Gründungs- und Innovationsforschung. Er betreut den Wettbewerb aus wirtschaftlicher Sicht: "Womöglich stecken hier Marktpotenziale für die Zukunft."

"Energie wird nicht preiswerter. Deshalb wird die Nutzung von regenerativen Energien immer interessanter", sagt auch Bernd Wroblewski, Architektur-Student im sechsten Semester. Obwohl der Bau des Hauses noch nicht begonnen hat, gehen die Gedanken des Teams schon über den Wettbewerb hinaus: Ideal wäre es, das Haus später auf 120 oder 140 Quadratmeter zu erweitern, um es für Familien interessant zu machen.

Im Sommer werden die Studenten aber erst einmal mit dem Bau ihres 74-Quadratmeter-Hauses für den Wettbewerb beginnen. Jedes Kabel, jede Schraube werden sie selbst montieren. Womöglich holen sie sich dazu auch Unterstützung von Elektrotechnikern. "Die Lehrenden sind angewiesen, sich weitestgehend rauszuhalten", betont Soana Bernard vom Lehrstuhl für Bauphysik und Gebäudetechnik. Der Clou des Wuppertaler Solarhauses ist eine Solarwand, die die komplette Front bedeckt. Hinzu kommen Kollektoren auf dem Dach. Die genaue Funktionsweise bleibt noch geheim - schließlich will das Team aus dem Bergischen der weltweiten Konkurrenz nicht zu viel verraten.