Ein Kaffee mit Selim Mercan Selim Mercan: „Die alte Moschee ist zu klein“
Selim Mercan von der Gemeinde an der Gathe erklärt den Sachstand bei den Plänen für ein neues Gebetshaus.
Wuppertal. Eigentlich wollte Selim Mercan Kinderarzt werden. Er wäre sicher ein netter Kinderarzt geworden. Aber dann wurde ihm klar, dass er zu sensibel dafür ist. Nach Verwerfen weiterer Ideen wurde er Bau-Ingenieur. Einige Jahre hat für ein Wuppertaler Ingenieur-Büro Bauprojekte begleitet, darunter die Barmenia und die Junior Uni. Jetzt ist er beim türkisch-islamischen Dachverband Ditib für alle Moscheebauten in Deutschland, darunter die große Moschee in Köln zuständig. Und kümmert sich natürlich auch um die Pläne seiner Moscheegemeinde, an der Gathe eine neue Moschee zu bauen.
Dafür brauchen er und die Gemeinde weiter einen langen Atem. Noch ist nicht klar, wie groß das Grundstück sein wird. Davon hängt auch die Form der Bauten ab. „Wir wollen eine Form finden, die der Gemeinde und den Wuppertalern gefällt“, erklärt Mercan.
Studenten hätten bereits gute Ideen gehabt, eine davon mit einem schönen Innenhof mit Cafés. „Aber das wirkte zu abgeschlossen“, sagt Mercan. „Es soll transparent und offen sein.“ Konkrete Pläne gebe es noch nicht: „Wir wollen vorher klären, was geht und was nicht.“
Klar ist nach langem Warten und Verhandeln mit anderen Eigentümern: Auf dem Grundstück gegenüber der bestehenden Moschee an der Gathe soll das neue Gebetshaus entstehen, dazu weitere Gebäude wie Büro- und Geschäftsräume, Gastronomie, altengerechte Wohnungen und eventuell Studentenwohnungen. Auch eine zweisprachige Kita plant die Gemeinde. Und Räume für Schulungen und Freizeitangebote. „Es soll ein Bild ergeben, das schön ist“, sagt Mercan.
Große Teile des Areals gehören der Gemeinde inzwischen. Offen ist noch die Frage, was mit dem Autonomen Zentrum (AZ) wird. Grundsätzlich verstünden sie sich, sagt Selim Mercan. Aber vielleicht sei eine direkte Nachbarschaft doch schwierig, daher werde nach einem Alternativstandort für das AZ gesucht.
Da sei auch die Stadt beteiligt. „Das AZ will im Viertel bleiben, ist ja auch nicht mehr wegzudenken.“ Bis eine Lösung gefunden ist, seien Teile des Geländes vorübergehend verpachtet. „Aber das Erscheinungsbild hat sich schon verbessert“, sagt er zufrieden.
Die Bauzeit schätzt er auf mindestens zwei Jahre. Nötig sei die Moschee, weil die alte zu klein und zu verbaut sei. Ihre Geschichte entspreche der Geschichte der Einwanderer: Anfangs hätten alle geplant, in die Heimat zurückzukehren, hätten nicht viel in Deutschland investiert. Daher habe es erst nur einen Gebetsraum gegeben, dann einen Unterrichtsraum, dann weitere. Jeder Anbau habe die Situation „verschlimmbessert“. Jetzt soll etwas Neues entstehen.
Auch die Gemeinde mache eine Wandlung durch, erklärt Mercan, da nun auch jüngere Leute Verantwortung übernehmen. Ihm ist wichtig, dass die zweite und dritte Einwanderergeneration die Arbeit der älteren würdigt und weiterführt, ohne diese zu verletzten.
Das werde sich auch beim Baustil der Moschee zeigen. Irgendwo zwischen der traditionellen Moschee in Duisburg- Marxloh und dem modernen Bau in Köln — natürlich kleiner — stellt er sich die Wuppertaler Moschee vor. Entscheiden werde darüber die Gemeinde.