Seniorin (89) spendiert Oma Gertrud (87) ein Jahresticket

Großzügige Spende für 87- Jährige. Strafverfahren wegen Schwarzfahrens in Serie noch nicht abgeschlossen.

Foto: Uwe Schinkel

Wuppertal. Als notorisch schwarzfahrende „Oma Gertrud“ macht eine 87 Jahre alte Frau immer wieder Schlagzeilen: Jetzt hat die bekannte Wuppertaler Familie Dinnebier im Namen der 89 Jahre alten Elisabeth Dinnebier der Frau ein Ticket für Bus und Bahn spendiert — fürs komplette Jahr 2014. In einer Presseerklärung wird die betagte Spenderin zitiert: „Jeder Mensch sollte im Alter mobil sein können. Das ist so wichtig für uns.“

Foto: Uwe Schinkel

Oma Gertrud hatte für Schlagzeilen gesorgt, weil sie wegen wiederholten Schwarzfahrens immer wieder mit den Ermittlungsbehörden und Gerichten zu tun hatte. Zuletzt verursachte die Aufregung um Oma Gertrud wenige Tage vor Heiligabend einen beträchtlichen Medienrummel. Wie berichtet, war die 87-Jährige verhaftet worden, weil sie im September 2013 einen Prozesstermin vor dem Wuppertaler Amtsgericht geschwänzt hatte. Dabei ging es um vorsätzliches Schwarzfahren in 22 Fällen.

Fakt ist: Das Verfahren gegen die die zuletzt in Ennepetal gemeldete Seniorin wurde am 19. Dezember 2013 ausgesetzt. Der Plan: Ein Gutachter soll in den kommenden vier Monaten klären, ob die 87-Jährige überhaupt verhandlungsfähig beziehungsweise schuldfähig ist. Wie erwartet, wurde Oma Gertrud damals nach neun Tagen U-Haft wieder auf freien Fuß gesetzt.

Ihr Verteidiger — der Wuppertaler Anwalt Jan Eils — kümmerte sich am Prozesstag darum, dass die Frau mit einem gültigen Ticket unterwegs war. Zuvor hatte er bereits ein Spendenkonto für Oma Gertrud eingerichtet. In dieser Woche übernahm Eils die Organisation der Dinnebier-Spende. Sein erster Gang führte ihn zu den Wuppertaler Stadtwerken (WSW). Dort regelte der Anwalt, dass die streitbare Dame ein fürs ganze Jahr gültiges Bärenticket für Senioren erhält. Preis: mehr als 1000 Euro. Wenig später habe er das Dauerticket dann an seine Mandantin weitergereicht. Der Verteidiger bestätigte zudem, dass das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist.

Mit den WSW hatte Oma Gertrud bislang übrigens nie einen Berührungspunkt. Die alte Dame soll immer nur in Zügen der Deutschen Bahn ohne Ticket erwischt worden sein.

Wie berichtet, sollen zu den 22 Schwarzfahr-Fällen aus 2012 neue aus 2013 hinzugekommen sein. In Dortmund und Hagen seien Verfahren gegen Oma Gertrud anhängig. Auch über sie werde erst verhandelt, wenn ein Gutachten über den Zustand der 87-Jährigen vorliegt.

Bären-Ticket-Spenderin Elisabeth Dinnebier sieht die Dinge pragmatisch: „Wir Alten halten doch zusammen.“