Dauer-Schwarzfahrerin: „Oma Gertrud“ kommt ins Gefängnis

Die 87 Jahre alte Seniorin war per Haftbefehl gesucht worden — sie muss nun ins Gefängnis.

Wuppertal. Die Polizei hat eine 87-jährige Schwarzfahrerin gefasst und ins Gefängnis gebracht. „Oma Gertrud“ aus Ennepetal hatte ihre Gerichtsverhandlung geschwänzt und war seither mit Haftbefehl gesucht worden.

Das Wuppertaler Amtsgericht wolle der betagten Dame angesichts ihres Alters und ihrer Gesundheit noch vor Heiligabend den Prozess machen, teilte ein Sprecher am Mittwoch mit.

Der Fall hatte in der Vergangenheit für viel Aufsehen gesorgt: 22 Mal war die notorische Schwarzfahrerin ohne Fahrschein erwischt worden — die Liste der Staatsanwaltschaft war deutlich länger — und sollte sich Anfang September erneut vor Gericht verantworten. Doch die Seniorin erschien nicht und wurde danach per Haftbefehl gesucht.

Trauriges Kuriosum: Schon in diesem Juni hatte die 87-Jährige Schlagzeilen gemacht, weil sie wegen einer nicht bezahlten Geldstrafe — wegen Schwarzfahrens — im Gefängnis landete.

Eine Welle der Empörung war dem Fall vorausgegangen. Die Inhaftierung sei unverhältnismäßig, hatte es geheißen. Spenden waren gesammelt und über die Finanzierung eines Altenheimplatzes diskutiert worden. Dabei war fast untergegangen, dass die Bundespolizei bei der Verhaftung ein „mulmiges Gefühl“ konstatiert hatte.

Wie berichtet, hatte seinerzeit eine große Boulevardzeitung das Strafgeld übernommen und der nahezu mittellosen Frau die Ersatzhaft erspart.

Doch auch keinem der beteiligten Beamten sei die Festnahme leicht gefallen, hatte ein Sprecher der Bundespolizei damals gesagt - und eine Welle der Sympathie und Spendenbereitschaft für die alte Frau ausgelöst, die sich mit ihrer geringen Rente offenbar nicht über Wasser halten kann und nebenher putzen ging.

Nachtrag, 12. Dezember: Inzwischen ist die Hauptverhandlung angesetzt worden: Am kommenden Donnerstag, 19. Dezember, wird sich das Amtsgericht ab 11.30 Uhr mit dem Fall beschäftigen. Zur Verhandlung kommen 22 Fälle von Schwarzfahren. Der Angeklagten wurde mittlerweile ein Wuppertaler Rechtsanwalt als Pflichtverteidiger zur Seite gestellt.