Sex ist ihr Hobby: Lilo Wanders’ Lehrstunde im Barmer Bahnhof
Die Moderatorin plauderte im Barmer Bahnhof über das Knistern zwischen den Geschlechtern. Das kam beim Publikum bestens an.
Barmen. Großer Beifall hallt durch den Barmer Bahnhof, als die Diva in einem schwarzen Kleid die Bühne betritt. „Ich will immer noch mehr, deswegen bin ich heute Abend bei euch — hier in diesem wunderschönen Raum“ begrüßt Lilo Wanders die Gäste. Das Lob ist berechtigt — offenbar trägt die Gestaltung des Barmer Bahnhofs einiges dazu bei, dass das Publikum sich an diesem Abend wohlfühlt: Der Raum ist offen und begehbar, der fremde Sitznachbar engt einen nicht ein. So lacht das Publikum auch dann noch laut und entspannt, als Lilo Wanders sehr schlüpfrige Themen wortreich ausmalt.
130 Gäste unterschiedlichen Alters waren am Sonntagabend in den Bahnhof gekommen, um der ehemaligen TV-Ikone zuzuhören. „Sex ist ihr Hobby“ lautete der programmatische Titel des Abends, der sich um Erinnerungen an zehn Jahre „Wa(h)re Liebe“ und eigene Liebes-Erlebnisse von Lilo Wanders drehte.
Dabei ging es nicht nur darum, was passiert, wenn es „zum Äußersten“ kommt, wie die Diva so schön sagt, sondern um die Unterschiede zwischen Mann und Frau, die das Aufeinandertreffen der Geschlechter so kompliziert machen — sei es etwa die Tatsache, dass er nach dem Liebesakt gern rasch hinwegschlummert, während sie noch Redebedarf hat.
„Lilo Wanders trifft ja leider schon oft den Nagel auf den Kopf“, sagte Judith Picard und grinste ihren Partner an. Viele verliebte Pärchen waren an diesem Abend im Barmer Bahnhof. Die einen Anfang 20, die anderen um die 50 Jahre alt. Trotzdem funktionierte der lockere Aufklärungsunterricht offenbar in allen Altersklassen. Besucherin Frauke Berndt: „Lilo unterhält, aber bleibt oberhalb der Gürtellinie.“
Hin und wieder wurde Lilo Wanders doch recht pikant, aber nicht peinlich. Denn Lilo Wanders wollte dem Publikum etwas beibringen. So sollten Männer ihre Liebes-Techniken etwa mit Hilfe einer Orange und einer Erbse trainieren. Ob das fruchtet? Zumindest brachte es die Zuschauer im Bahnhof einander näher: Nicht nur ein Pärchen küsste sich. In der Pause widmeten sich viele Männer sichtbar galanter ihren Begleitungen; eine Frau konnte sogar eine spontane Rückenmassage genießen.
Lilo Wanders verließ am Ende die Bühne als Vertraute und blieb noch für Autogramme und Pläuschchen. „Informativ und lustig“, fand Sascha Jung die Show. Live sei Wanders besser als im Fernsehen. Das Fazit: „Sex ist ihr Hobby“ ist wie ein Erste-Hilfe-Kurs: Eine Auffrischung des Bekannten schadet nicht. Die Art, wie Lilo Wanders dies vermittelt, ist offenbar genau die richtige.