Sinnfrei in Elberfeld: Ein Abend mit Helge Schneider

In der Stadthalle maskiert Helge Schneider mit gekonntem Blödsinn, was für ein begnadeter Musiker er eigentlich ist.

Wuppertal. Im Schlussteil bekam der Zuhörer einen überaus puren Eindruck davon, wer Helge Schneider wirklich ist: ein virtuoser Jazzmusiker. Doch den Menschen scheint es zu anspruchsvoll zu sein, sich auf diese Facette der weltweit berühmtesten "singenden Herrentorte" einzulassen. Weil der 53-Jährige Mülheimer das weiß, macht er das, was er auch prima kann: Er gibt den Clown. Beides zusammen war im aktuellen Programm "Wullewupp Kartoffelsupp?", mit dem Helges Cirque du Kautz am Mittwoch in der ausverkauften Stadthalle gastierte, zu genießen.

"Nur alte Lieder und neu-auswärtige, also alte Lieder im neuen Anzug" gab der gewohnt schräg gekleidete Entertainer in der Rolle als Stimmungskanone zum Besten - und legte mit seinem Klassiker "Telefonmann" los. Die durchweg absurden Songs standen in gnadenlosem Wettbewerb miteinander: Einer wollte partout alberner sein als der andere. Im Sinne eines locker definierten roten Fadens ging es fortwährend ums Essen. Mal stand Herr Schneider in der Küche, um sich "was Schönes zu kochen" ("Telefonmann"), dann lud man "zu Kaffee und Kuchen ein und zu gegrilltem Meerschwein" ("Die Trompeten von Mexiko") oder konstatierte: "Eine Katze will immer nur essen" ("Katzenklo").

Dazwischen streute das musikalische Multitalent, das abwechselnd Gitarre, Trompete, Vibraphon, Mundharmonika und Saxophon spielte, Erzählgeschichten. Ein Exkurs führte ins Tierreich ("die Gans ist ein Eiertier"), sein Dasein als Wahlhelfer ("ich habe die guten Zettel gezählt und die schlechten weggeworfen")oder seine Anfänge als Musiker ("meine ersten Platten waren pantomimisch").

Die größten Lacher erzielte der Künstler mit simplen Mitteln, indem er beispielsweise "Es tanzt ein Bibabuzzemann ..." flötete, sich dazu in alberner Pose eine imaginäre Mütze vom Kopf zog oder ernsthaft den "Ententanz" anstimmte. Diese sinnfreien, bedeutungs- und objektlosen Blödeleien sind ein bewährter Teil der Helge-Show. Komplettiert wird das Gesamtkunstwerk durch die Musiker, allen voran den grandiosen Schlagzeuger Pete York, der in den 60er Jahren als Mitglied der Spencer Davis Group berühmt wurde und mit allen Jazz-, Rock- und Blues-Größen des Genres gespielt hat.

Nach gut zweieinhalbstündigem Nonstop-Entertainment war dann Schluss in der "Nachtclubhalle in Elberfeld, einem der schönsten Stadtteile der Welt", wie Helge Schneider brav lobte. Als Zugabe intonierte Pete York ein absurd-verfremdetes "I did it my way". Haarsträubend spaßig - wie der ganze Abend eben.