Wuppertal hat zu wenig integrative Plätze für behinderte Kinder

Es fehlen mindestens 35 Plätze, langfristig eher mehr. Die Stadt sucht nach individuellen Lösungen.

Wuppertal. Die Wartelisten sind lang, die besorgten Eltern klappern verzweifelt alle Einrichtungen ab, um ihre Kinder unterzubringen- und dennoch reicht das Angeobt nicht aus: In Wuppertal gibt es zu wenig integrative Plätze für behinderte Kinder. Das Thema stand jetzt im Behindertenbeirat und im Sozialausschuss auf der Tagesordnung.

Der Behindertenbeirat sorgt sich darum, dass der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für Kinder mit Behinderung nicht erfüllt wird. In einem Antrag heißt es: "110 Kinder mit Behinderung ab drei Jahren bis zur Schulpflicht werden keine Berücksichtigung finden. Die Zahl wird sich in den folgenden Jahren drastisch erhöhen." Die Forderung: Die Stadt soll die freien Träger beim Ausbau der integrativen Plätze unterstützen.

Gerade die Zeit kurz vor der Einschulung sei für die Kinder eine "sehr wichtige Förderzeit", sagt Annegret Trappmann-Bell, Leiterin der Heilpädagogischen Kita vom Kuratorium behindertes Kind und zugleich Sprecherin der Fachgruppe Behinderung im Bereich "frühe Förderung". Sie spürt die große Not der Eltern und bedauert, "wir müssen viele von ihnen vertrösten."

Die Stadt bestätigt die Unterversorgung, weist allerdings darauf hin, dass die Plätze deutlich ausgebaut wurden. Anfang der 90er-Jahre gab es 35 integrative Plätze, heute sind es 146. Laut Uwe Temme, Leiter des Ressorts Soziales, fehlen aber bei den Kindern, die im nächsten Jahr eingeschult werden, rund 35 Plätze. Die Zielquote für integrative Plätze liegt nach Auskunft von Cornelia Weidenbruch, Leiterin des Stadtbetriebs Tageseinrichtung für Kinder, bei zwei Prozent, derzeit erfüllt die Stadt eine Quote von rund 1,6 Prozent.

"Wir suchen für die Kinder, die bisher unversorgt sind, individuelle Lösungen", sagt die Behindertenbeauftragte Charlotte Dahlheim. So versuche die Stadt beispielsweise, die Kinder in Kleingruppen in heilpädagogischen Praxen zu betreuen oder zusätzliche Überhangplätze einzurichten. Bei einigen Kindern sei das schon gelungen. "Das ist natürlich nicht das Optimum, weil es nicht integrativ ist, aber es ist immerhin eine Entlastung für die Eltern", sagt Dahlheim mit Blick auf die heilpädagogischen Praxen. Die Stadt will sicherstellen, dass keines der betroffenen Kinder unversorgt bleibt. Im Herbst will die Stadt zur langfristigen Planung weitere Gespräche mit den freien Trägern führen.

Wie kommt es eigentlich zu der Unterversorgung, die in Wuppertal schon seit einigen Jahren Thema ist? Offenbar sind in Wuppertal viele der freien Träger, die integrative Plätze anbieten, bereit, diese auszubauen, aber es ist sehr schwer, die Voraussetzungen dafür zu erfüllen. So gibt es sehr viele Auflagen und gerade bei der speziellen Topographie Wuppertals ist es schwierig, Gebäude barrierefrei auszubauen. "Das Problem, nicht schnell genug geeignete Gebäude zu finden, haben viele Städte im Rheinland. Die Unterversorgung bei den integrativen Plätzen ist kein allein Wuppertaler Phänomen", erklärt Christophe Göller, Pressereferent beim Landschaftsverband Rheinland.

Ein weiterer denkbarer Grund: Durch die gute medizinische Versorgung gibt es immer mehr Frühchen, die früh gefördert werden müssen.