Medikamenten-Vergiftung in der Kita: 22 Kinder im Krankenhaus
Onkel ließ Antidepressiva in der Garderobe liegen. Kita-Leiterin: "Kinder sind außer Gefahr." Eltern zeigen Erzieherinnen an.
Wuppertal. Schock in einer Kindertagesstätte an der Hofaue: Besorgte Eltern haben mindestens 22 Kinder ins Krankenhaus gebracht. Fünf Kinder blieben bis heute dort. Ein zweijähriges Mädchen wurde auf der Intensivstation behandelt. Der schlimme Verdacht: Die Kinder sollen verschreibungspflichtige Tabletten gegessen haben, die ein Onkel - er brachte seinen Neffen in die Kita - am Mittwochmorgen in der Garderobe der Einrichtung unbeaufsichtigt liegen ließ.
Nach bisherigem Ermittlungsstand handelt es sich bei den Medikamenten um Antidepressiva, die der Mann völlig legal in einer Apotheke gekauft hatte, laut Staatsanwaltschaft für einen Verwandten. Gegen ihn wird jetzt wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. Die Leiterin der Kita (40 Kinder, vier Erzieherinnen plus Leitung) gab am Vormittag erste Entwarnung: "Alle Kinder werden heute aus dem Krankenhaus entlassen", sagte sie auf WZ-Nachfrage. Es bestehe keine Gefahr mehr. Dass das zwei Jahre alte Mädchen auf der Intensivstation behandelt wurde, sei eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen.
Allen Eltern sei geraten worden, ihre Kinder von einem Arzt beziehungsweise im Krankenhaus untersuchen zu lassen. Die Ermittler gehen davon aus, dass alle Kinder am Dienstag wieder zu Hause sind. Und: Es gebe keinen Grund, die Einrichtung zu schließen. Oberstaatsanwalt Wolf Baumert zur WZ: Das ist ein bedauerlicher Unglücksfall." Der Onkel, der die Tabletten unbeaufsichtigt habe liegen lassen, sei am Boden zerstört. Die Kinder hätten die Tabletten zunächst für Süßigkeiten gehalten. Die Medikamente sollen aber einen bitteren Geschmack haben.
Laut Staatsanwaltschaft haben auch mehrere Eltern Strafanzeige gegen Erzieherinnen erstattet. Der Vorwurf: Das Personal hätte sofort einen Notarzt alarmieren müssen. Die Kita-Leitung zeigt Verständnis für die Aufregung der Eltern: "Wir haben aber alles getan, um die Kinder zu schützen." Unter anderem wurde das Landesjugendamt eingeschaltet. Die Kita an der Hofaue ist in der Trägerschaft des Internationalen Bundes und besteht seit 15 Jahren.
Die Ermittlungen dauern an.