Verkehr So leidet ein Wuppertaler Wohnviertel unter Lkw-Lärm
In einem Wohngebiet in Barmen wird eine Kita gebaut. Seither leidet das ganze Viertel unter Lkw-Lärm - auch, weil Fahrer sich illegal Abkürzungen durch das Wohnviertel suchen. Erste Anwohner helfen sich bereits selbst - und stoppen den Verkehr.
Hatzfeld. Der Bau einer neuen Kindertagesstätte ist ja eigentlich eine begrüßenswerte Sache, doch für die Anwohner werden die Bauarbeiten der in der Wilkhausstraße geplanten Einrichtung derzeit zu einer echten Nervenprobe. Täglich würden „bis zu zehn Lkw“ — darunter auch schwere Sattelschlepper — durch die für Lastwagen ab 3,5 Tonnen gesperrte Alhausstraße fahren, sagt Anwohner Hans-Martin Boomkamp. Die Fahrt durch die enge Straße belaste die um 1910 erbauten Häuser, da diese kein Fundament hätten und lediglich auf einem Ton-Mergel-Untergrund stünden.
Seit Mitte März laufen die Bauarbeiten für die Kindertagesstätte. Für die Anwohner an der Wilkhaus-, Alhaus- und Holzrichterstraße ist das Problem nicht neu: Bereits im September 2013 sei Abraummaterial vom Döppersberg auf das Gelände der alten Schule Wilkhausstraße gebracht worden, im Mai/Juni vergangenen Jahres folgte dann der Abriss der Schule. In beiden Fällen seien immer wieder Laster durch die Alhausstraße gefahren, beschwert sich Boomkamp.
Offenbar nutzen die Lkw-Fahrer diese Abkürzung, um schnell auf die Hatzfelder Straße zu kommen. Dass sie dabei gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen, nehmen sie offenbar billigend in Kauf. Nun folgt für die Anwohner sozusagen der „dritte Akt“.
„Ein ganzes Viertel leidet unter dem Lkw-Verkehr“, sagt Boomkamp. Er habe bereits mehrere durchfahrende Lastwagen fotografiert und „sechs bis acht Fahrer“ bei der Stadt angezeigt. Auch an das städtische Dezernat für Bürgerbeteiligung habe er sich gewandt — allerdings ohne Erfolg: „Dort erklärte man mir nur, man sei dafür nicht zuständig.“
Zudem greifen die Anwohner jetzt zur Selbsthilfe: Er selbst habe bereits mehrmals Lkw-Fahrer gestoppt und sie mit ihrem Fahrzeug zum Wenden gezwungen, erzählt Boomkamp. „Die hatten dann auch behauptet, sie hätten Sonderrechte und dürften da durchfahren.“ Auch bei der Stadt als Bauherrin der Kita kennt man das Problem. „Die Anwohner sollten ein Foto von dem Lastwagen machen und sich das Kfz-Kennzeichen notieren“, rät Stadtsprecherin Martina Eckermann. Dann könne auch der Fahrer identifiziert und der Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung geahndet werden.
Jede der beauftragten Baufirmen erhalte eine Anfahrtsskizze, die sie auch an mögliche Subunternehmen weiterreichen sollten. Die Firmen hätten die Auflage, dass die Lastwagen nur über die südlich gelegenen Straßen an- und abfahren dürften. Das bestätigt auch der Projektmanager des städtischen Gebäudemanagements, Michael Neumann. Man habe im Vorfeld „alles in die Wege geleitet“, damit kein Lastwagen durch die Alhausstraße fährt, sagt er. So habe man sich mit den Firmen in Kontakt gesetzt und das Problem mit dem Lkw-Verkehr besprochen. Die beauftragten Firmen hätten zugesagt, dass ihre Fahrer sich an die Zufahrtsregelung hielten. Aufgrund eines Höhenunterschiedes im Gelände könne die Baustelle derzeit nur von der Wilkhausstraße angefahren werden, betont Neumann. Sobald mit den Hochbauarbeiten am Gebäude begonnen und das erste Stockwerk der Kita errichtet sei, könne das Gelände auch von der Hatzfelder Straße angefahren werden. Dann allerdings würden vermutlich auch nicht mehr so große Lastwagen benötigt, räumt Neumann ein.
Auch bei der Polizei beobachtet man die Situation seit einiger Zeit. Da man allerdings nicht dauerhaft dort Beamte stationieren kann, bittet die Behörde die Anwohner um Mithilfe. Meldungen über Verkehrsverstöße könnten unter anderem über die Internetwache der Polizei NRW (service.polizei.nrw.de/anzeige) abgegeben werden, sagt Polizeisprecher Stefan Weiand. In den vergangenen Wochen sei das in Sachen „Lkw-Verkehr durch die Alhausstraße“ allerdings nicht der Fall gewesen. Seit dem 1. April habe es keinen Anzeigen zu dem Sachverhalt gegeben, berichtet Weiand. Auch bei der Leitstelle des Ordnungsamtes gab es nach Angaben von Stadtsprecherin Eckermann in dem Zeitraum keine Anzeigen. Die Höhe der möglichen Strafe richtet sich dann danach, wie schwer der Laster war und um wie viele Tonnen das zulässige Höchstgewicht überschritten wurde.