Die Ästhetik der Zerstörung

Dirk Skrebers Werk wirkt wie ein Stillleben. Der Betrachter soll ihm Emotion einhauchen.

Foto: Von der Heydt-Museum

In der aktuellen Sammlungsausstellung „Something old, Something new“ zeigen wir zeitgenössische Kunst, die teilweise vorher noch nie zu sehen war. So auch das großformatige Ölgemälde „Art Afons mit unvorhergesehenen Problemen 2.0“ des deutschen Künstlers Dirk Skreber, das die Renate und Eberhard Robke-Stiftung 2016 für den Kunst- und Museumsverein erworben hat.

Wuppertaler

Meisterwerke

Direkt ins Auge fallen sechs mit markant ausgeprägten Profilen dargestellte Autoreifen. Diese scheinen vor einem ausgedehnten, türkisfarbenen Hintergrund in der Luft zu schweben. Die hinteren Reifen sind noch durch Achsenkonstruktionen miteinander verbunden. Der Boden ist mit Sand und schwarzen Punkten, die wie Steine aussehen, bedeckt. Im Hintergrund lassen sich unscharfe Stahlkonstruktionen, eine Stahlfeder sowie ein Querbalken erkennen, der an einen Autospoiler denken lässt. Auch der Titel gibt Hinweise: Arthur Eugene „Art“ Arfons war ein amerikanischer Rennfahrer und dreifacher Weltrekordhalter im Landgeschwindigkeitsrennen. In seiner über 30 Jahre andauernden Karriere erlitt er acht Unfälle, die er selbst nur leicht verletzt überlebte. Während eines Show-Rennens in Texas 1971 ereignete sich ein schwerer Unfall, bei dem zwei Zuschauer und ein Reporter, der am Rennen als Arfons’ Passagier teilnahm, ums Leben kamen.

Das Bild zeichnet sich besonders durch den Mix aus surrealen und realen Elementen aus. Während das Profil der Reifen in Grün-, Blau-, Weiß- und Brauntönen durch die Struktur des Farbauftrags plastisch herausgearbeitet ist, verschwimmen die angedeuteten Details am Boden und im Hintergrund.

Die dynamische Darstellung eines Autounfalls macht den Beobachter selbst zu einem Teil des Geschehens, der fast von herumfliegenden Teilen des Wagens getroffen wird. Dirk Skreber thematisiert neben dem Alltäglichen immer wieder dramatische Ereignisse wie Autounfälle oder einstürzende Häuser in einem auf fotografischen Vorlagen aufbauenden Stil. Dabei stehen neben dem Rausch der Geschwindigkeit vor allem die ästhetische Qualität der Zerstörung und die Faszination der Überwindung körperlicher Einschränkungen im Vordergrund. Charakteristisch ist zudem die fehlende Emotionalität seiner Szenen. Die Reduzierung der Motive auf das Wesentliche lässt die Bilder wie Stillleben erscheinen; auch das Fehlen von menschlichen Figuren trägt zu diesem Eindruck bei. Allein der Betrachter soll dem Gemälde Emotionen verleihen.