Solar-Gefahr: Feuerwehrleute befürchten Stromschläge

Brand-Einsätze an Gebäuden mit Photovoltaik-Anlagen sind riskant — ein neues Landesgesetz soll das ändern.

Wuppertal. Rund 4400 Photovoltaik-Anlagen machen derzeit an öffentlichen und privaten Gebäuden im Stadtgebiet das Sonnenlicht zu Energie. Bereits am Jahresende 2010 wurden im Bergischen Städtedreieck Remscheid, Solingen, Wuppertal und dem Kreis Mettmann insgesamt 22.600 Quadratmeter an genutzter Solarfläche gezählt — Tendenz steigend.

Der Trend zu regenerativen Energien birgt vor allem für die Feuerwehr ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial: Bricht in einem Gebäude mit installierter Photovoltaik-Anlage ein Feuer aus, müssen die Wehrleute dort während des Einsatzes mit Gleichstromspannungen von bis zu 1000 Volt rechnen.

Dabei besteht nicht nur die Gefahr eines lebensgefährlichen Stromschlags, wenn die Einsatzkräfte den Löschstrahl auf die Solarzellen richten, die unter hoher Spannung stehen. „Denn es ist durchaus möglich, dass elektrisch geladene Lichtbögen entstehen oder Splitter und Teile der Solarzellen herumfliegen oder vom Dach herabstürzen“, erklärt Ulrich Zander, stellvertretender Feuerwehrchef. Problematisch sei eine Solaranlage vor allem bei Dachstuhlbränden: „Dann können wir den Brandherd nicht über das Dach erreichen und durch den Rauch möglicherweise elektrisch aufgeladene Teile nicht sehen.“

„Unter diesen Voraussetzungen können Einsätze erschwert werden. Zudem bedürfen sie im Vorfeld einer noch intensiveren Planung und Besichtigung des Einsatzortes.“

Laut Zander habe es für die städtische Feuerwehr zwar bereits Einsätze an Gebäuden mit Photovoltaik-Anlagen gegeben. Diese seien jedoch glücklicherweise ohne Zwischenfälle verlaufen.

Standardeinsatzregeln und Dienstvorschriften der Feuerwehr sehen für die Gefahr elektrischer Spannung als wirkungsvollste Maßnahme das Abschalten, bei Hochspannung sogar das Erden und Kurzschließen vor. Das Problem: In Nordrhein-Westfalen sind derartige Abschaltvorrichtungen nicht im Landesgesetz verankert. Das soll sich möglicherweise am Donnerstag, 14. Juli, ändern, wenn die Gefahr der Photovoltaik-Anlagen für die Feuerwehr im Landtag thematisiert wird.

„Ich hoffe, dass die Gesetzgebung dann klar vorgibt, wie bei solchen Einsätzen zu verfahren ist und dass alle Solaranlagen mit entsprechenden Abschaltvorrichtungen aus- bzw. nachgerüstet werden“, sagte Vorsitzender Manfred Todtenhausen (FDP) am Dienstag im Ausschuss für Ordnung und Sicherheit. In anderen Bundesländern seien solche Abschaltvorrichtungen längst gesetzlich festgelegt.