Aktion Spielstraße auf Zeit: Autos machen Platz für Nachbarschaftsfeste
Wuppertal · Die Aktion findet an fünf Stellen statt – in München und Berlin sorgt Ähnliches derzeit für großen Streit
Fünf Straßen werden im September vorübergehend zu Spielstraßen: Autos machen Platz für Nachbarschaftsfeste. „Wir möchten Wuppertalerinnen und Wuppertalern die Möglichkeit geben, den Straßenraum vor ihrer Wohnung auch einmal ohne Verkehr erleben zu können und ihn in eine Spiel- und Aufenthaltsfläche zu verwandeln“, sagt Jörn Schnieders, Klimamanager der Stadtverwaltung. Die Aktion findet am Samstag, 16. September, auf der Erkrather Straße in Vohwinkel, Simonsstraße am Arrenberg, Oberdörnen in Barmen, Markomannenstraße in der Nordstadt und Mohrenstraße in Heckinghausen statt.
Erfahrungen mit temporären Spielstraßen gibt es zum Beispiel in München und Berlin – positiver und negativer Art. Die „Sommerstraßen“ in München, die für mehrere Monate für den Durchgangsverkehr gesperrt sind und mit Sitzmöglichkeiten und Spielplätzen gestaltet wurden, machen deutschlandweit Schlagzeilen. Viele Bewohner des Viertels freuen sich über die neue Aufenthaltsqualität, einige direkte Anwohner klagen jedoch über Lärm durch spielende Kinder und nächtliche Trinkgelage. In Berlin beschäftigte sich vor einigen Jahren ein Gericht mit einer Straße am Prenzlauer Berg, die einmal in der Woche für spielende Kinder gesperrt wurde. Die klagende Anwohnerin bekam Recht, später gab es einen Kompromiss und eine Sperrung einmal im Monat. Aktuell kritisieren einige Berliner Politiker, dass die Finanzierung temporärer Spielstraßen deutlich gekürzt werden soll, von 180 000 auf 50 000 Euro jährlich.
Spiele, Musik und
Ideen für den Stadtteil
Die Straßensperrung in Wuppertal sei kein Test für eine langfristige Umgestaltung, sagt Jörn Schnieders. „Wir möchten diese Aktionen aber gerne jedes Jahr durchführen.“ Sie finden in der „Europäischen Mobilitätswoche“ statt, die vom 16. bis zum 22. September unter dem Motto „Mix and Move! Klimafreundlich mobil“ organisiert wird. Mehr als zwanzig Vereine, Initiativen und Privatpersonen haben sich für die Teilnahme beworben. „Leider können wir davon nur fünf Straßenfeste umsetzen, da es ansonsten unsere Kapazitäten überschreiten würde.“ Die Stadt übernimmt die Kosten für die Straßensperrung und unterstützt bei der Organisation.
Davon profitiert zum Beispiel der Verein „Aufbruch am Arrenberg“. „Wir wollten sowieso wieder ein Stadtfest feiern“, sagt Ulrich T. Christenn. Der Aktionstag am 16. September macht es den Ehrenamtlichen nun einfacher. Das Fest findet von 13 bis 19 Uhr statt. Unter anderem kommt das Spielmobil an der Simonsstraße vorbei. An Ständen gibt es Mitmachaktionen zu den Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Kunst und Kultur. „Wir wollen einen großen Mini-Stau produzieren“, sagt er: Besucher können dafür Spielzeug-Autos mitbringen. Es gehe darum zu zeigen, dass man die Straße auch anders nutzen kann, wie groß Autos sind und wie viele es davon gibt. Die Mobilitätswende ist eins von vielen Themen, mit denen sich der Verein beschäftigt. „Es gibt ein paar Ideen, wie der Verkehr am Arrenberg auch langfristig beruhigt werden könnte“, berichtet Ulrich T. Christenn. Sie würden aber noch diskutiert.
An der Erkrather Straße haben die Anwohner die Initiative für ein Fest ergriffen: Sie organisieren von 14 bis 20 Uhr ein Programm mit Spielen, zum Beispiel mit Fußballtoren, Basketballkörben, Roller-Rampe und Hüpfburg. Die Sankt-Antonius-Schule wirbt bei ihrem Fest am Oberdörnen von 10.30 bis 16.30 Uhr für ein kinderfreundlicheres Umfeld. Die Vorschläge haben die Kinder im Lernformat „Frei Day“ selbst entwickelt. Ihre Ideen und Visionen für den Stadtteil können sie auf dem Fest präsentieren. Auch umliegende Kindergärten machen mit. Die Initiative „Die Gathe lebt“ will die Markomannenstraße von 14 bis 20 Uhr in eine Spiel- und Aufenthaltsfläche verwandeln. Es soll Livemusik und Informationen zu Klimagerechtigkeit geben. Es werden Büchertische und Infostände zu nachhaltiger Mobilität und ökologischen Themen aufgebaut. Essen und Getränke gibt es gegen Spende. Außerdem ist eine Torwand geplant. Und die Mohrenstraße wird auf Höhe des Gaskessels von 10 bis 18 Uhr gesperrt, das Fest findet von 13 bis 17 Uhr statt, organisiert von der Bezirksvertretung und dem Quartiersbüro. Das Spielmobil kommt, auch die Polizei und die Feuerwehr sind zu Gast. Ebenso Oberbürgermeister Uwe Schneidewind: Er weiht den neu gestalteten Spielplatz offiziell ein.