Flüchtlinge Sprachkenntnisse allein reichen nicht
Experten diskutieren mit der SPD über die Lage der Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt.
Wuppertal. „Mehr Arbeit wagen?!“ - Arbeit und Arbeitslosigkeit, Armut und Armutsbekämpfung in Zeiten der „Flüchtlingskrise“. Zu diesem Thema diskutierten auf Einladung Wuppertaler SPD-Experten in der alten Luhns-Fabrik an der Schwarzbach.
Wilhelm Schmidt, Präsident des AWO-Bundesverbandes, wies unter anderem darauf hin, dass derzeit rund 660.000 Asylanträge von Menschen unbearbeitet seien, die sich in Deutschland eine Existenzgrundlage schaffen wollen. Viele dieser Asylbewerber seien unqualifiziert. Bei ihnen müsse ähnlich wie bei Langzeitarbeitslosen vorgegangen werden. Dabei brachte Schmidt auch den von Arbeitsministerin Andrea Nahles geprägten Begriff des „sozialen Arbeitsmarktes“ ins Gespräch. Kreishandwerksmeister Arnd Krüger stellte klar, dass nicht sämtliche aus ihrer Heimat Geflohene in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden könnten.
In einem waren sich alle fünf Gesprächspartner unter der Leitung von Moderator Helge Lindh einig: „Die deutsche Sprache ist der Schlüssel zu einer befriedigenden Integration“. Wobei Renate Warnecke, die Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes Wuppertal, anmerkte, dass der Sprachschulung eine sinnvolle Beschäftigung folgen müsse. „Wenn sie danach wieder nur mit ihren Landsleuten zusammen sind, dann wird das Erlernte schnell wieder vergessen.“
Dass 55 Prozent der Geflüchteten unter 25 Jahre alt sind, stellt nach Ansicht von Claudia Walther von der Bertelsmann-Stiftung ein riesiges Potenzial dar. Die Ausbildung und Qualifikation dieser Menschen sei eine sinnvolle Investition in die Zukunft. Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters Wuppertal, erklärte, dass 99 Prozent der Flüchtlinge beim Jobcenter landen und nicht direkt im ersten Arbeitsmarkt. Die Zahl der aus Syrien Geflohenen habe sich innerhalb eines Jahres vervierfacht. Monatlich kämen rund 200 neue Leistungsberechtigte hinzu. Dann allerdings wagte Lenz unter dem Beifall der zahlreichen Zuhörer eine optimistische Prognose: „Diese zum größten Teil hoch motivierten Menschen zu qualifizieren, lohnt sich. Ich bin sicher, dass wir am Ende besser dastehen werden als die Länder, die sich jetzt abschotten.“
Mochten die Ansichten in der zweieinhalbstündigen Diskussionsrunde auch in Nuancen differieren, die Empörung über Angriffe auf zum Teil schwer traumatisierte Asylbewerber und Brandstiftung wie zuletzt in Sachsen war sehr groß.