„Stadt benachteiligt die Fußgänger“
Warten an Ampeln, zugeparkte Gehwege und Einmündungen: Passanten fühlen sich in der Stadt gegenüber Autofahrern und Radlern benachteiligt.
Wuppertal. Freie Fahrt für Autos auf der wiedereröffneten B7, mehr Raum für Radler auf der Nordbahntrasse und in Einbahnstraßen — doch wo bleiben die Fußgänger? Das fragt sich so mancher Passant vor gefühlt andauernd roten Ampeln und mag den Eindruck gewinnen, in Wuppertal hinter Autofahrern und Fahrradfahrern nur noch Verkehrsteilnehmer dritter Klasse zu sein.
Fußgänger würden immer wieder außer Acht gelassen, meint auch Frank ter Veld, Grünen-Mitglied im Verkehrsausschuss. Er kritisiert insbesondere ausgeprägtes Gehwegparken und zugestellte Einmündungsbereiche als gefährlich: „Fußgänger sind in Wuppertal ganz klar benachteiligt.“ Ter Veld fordert eine konsequentere Ahndung solcher Vergehen, dazu mehr Platz für Passanten — beispielsweise beim Überqueren von Fahrbahnen.
Auf starkbefahrenen innerstädtischen Straßen wie Gathe oder Morianstraße empfinden Fußgänger die Grünphasen als zu kurz, um auf die andere Seite zu gelangen — und zwar ohne Pause auf der Mittelinsel. „Dort ist es teils auch viel zu eng“, sagt ter Veld. Die Situation in Wuppertal sei für Fußgänger insgesamt oft „unangenehm“.
Bei der Stadt weist man den Vorwurf der Benachteiligung von Fußgängern zurück. Sie seien keineswegs Verkehrsteilnehmer dritter Klasse, sagt Verkehrsdezernent Frank Meyer. In einer „topographisch und verkehrlich schwierigen Stadt“ wie Wuppertal könne man es aber nicht allen recht machen. „Wir müssen das Miteinander organisieren.“ Kritik gebe es genauso von Fahrrad- und Autofahrern: „Wenn alle sich zurückgesetzt fühlen, machen wir da was vielleicht nicht ganz falsch.“
Zu Wartezeiten von Fußgängern an Ampelkreuzungen sagt Meyer: „Der Regelfall ist der, dass man auch über breite Straßen in einem Rutsch kommt.“ Es gebe nur wenige Stellen, an denen das verkehrlich nicht anders machbar sei. Bei der Morianstraße als eine der meistbefahrenen Straßen im Stadtgebiet „kann es passieren, dass man als Fußgänger zu Spitzenzeiten auch mal länger warten muss — ebenso wie die Autofahrer.“ Allerdings: Die rund 350 Ampelanlagen im Stadtgebiet seien zum überwiegenden Teil verkehrsabhängig gesteuert, wie Kirsten Backhaus vom Ressort Straßen und Verkehr erklärt. Zu kurz seien die Grünphasen indes nicht: Wer als Fußgänger bei Grün die Straße betrete, könne in normalem Tempo die andere Straßenseite gefahrlos erreichen, „selbst, wenn die Ampel dann schon wieder Rot zeigt“.
Für Fußgänger sei gerade in der jüngeren Vergangenheit einiges erreicht worden, sagt Meyer mit Verweis auf Nordbahn- und Schwarzbachtrasse sowie den Döppersberg-Umbau. Geplant sei auch eine Verbesserung im Bereich Adlerbrücke: „Dort überlegen wir, anstelle des heutigen Tunnels einen Fußgängerüberweg über die B7 einzurichten.“ Das solle spätestens zum Engelsjahr umgesetzt werden.
Und beim Thema Morianstraße sei noch nicht das letzte Wort gesprochen, „spätestens dann, wenn es darum geht, wie der Platz am Kolk besser an die City angebunden“ werden kann. „Ich halte Wuppertal als gut erschlossen für Fußgänger“, sagt Meyer. Es gebe keine Notwendigkeit, weitere Wege einzurichten. Sie instand zu halten, wäre indes wünschenswert. Das Thema Treppensanierung bleibt ein unbefriedigendes, wie Meyer einräumt: „In absehbarer Zeit gibt es keine Perspektive, beispielsweise die Jakobstreppe zu erneuern — weder finanziell noch personell.“