Wuppertal Stadt erteilt Mehrwegbecher Absage
Laut Greenpeace hat die Stadt einem eigenen Pfandsystem bereits eine Absage erteilt. Die will stattdessen einen Becher einführen.
Wuppertal. Eigentlich prüft die Stadt noch, ob sie ein Pfandsystem für Kaffee-Mehrwegbecher umsetzen und einführen kann. Eigentlich. Denn die Idee ist nach Aussage der lokalen Greenpeace-Gruppe schon gestorben, bevor sie vorgestellt werden konnte. Denn ein Pfandsystem für die Coffee-to-go-Behälter, wie von der SPD im Umweltausschuss gefordert und nach eigener Aussage von Greenpeace initiiert, sei nicht umsetzbar.
Greenpeace bezieht sich auf eine E-Mail von Anga Zehnpfennig aus dem Ressort Umweltschutz der Stadt. Sie schreibt bereits am 2. Juni: „Eine Pfanderhebung wird aus verschiedenen Gründen, wie z. B. zu hohem Arbeits- und Kostenaufwand für alle Beteiligten, zum jetzigen Zeitpunkt für nicht umsetzbar gehalten.“ Martina Eckermann bestätigt das auf Anfrage. Die Stadt könne keine Logistik bereitstellen, um die Becher zu verteilen.
Stattdessen, so die Mail von Anga Zehnpfennig weiter, soll „ein eigener Wuppertal-Becher gestaltet werden, der, begleitet von einer breiten Werbekampagne, Wuppertalern und Wuppertal-Interessierten angeboten werden wird“.
Für Greenpeace ist das eine überraschende „generelle Absage“ an die Ideet, so Pressesprecher Ralf Weyer, nachdem es doch eigentlich positive Zeichen gegeben habe. Der Oberbürgermeister Andreas Mucke habe beim jährlichen Treffen mit den Umweltgruppen Interesse bekundet und es habe ein Sondierungstreffen mit Vertretern des Umweltamts und von Wuppertal Marketing gebeben. Der Umweltausschuss hatte im Februar den Prüfungsauftrag für ein Mehrwegsystem an die Verwaltung gegeben — in der Sitzung im September soll das Ergebnis vorgestellt werden.
Wegwerfbecher für Heißgetränke gelten als ein größeres Umweltproblem als Plastiktüten. Dagegen hat etwa Freiburg ein städtisches Pfandbecher-System eingeführt, das als Grundlage für den Prüfauftrag genutzt wurde. Dort haben sich 72 Verkaufsstellen auf freiwilliger Basis dem System angeschlossen — als die Idee im November 2016 realisiert wurde, waren es nur 14, sagt Dieter Bootz von der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg.
Das hätte sich auch Christine Scheible von Greenpeace gewünscht. Aber die von der Stadt vorgeschlagene Alternative eines Wuppertal-Bechers ist für sie keine Alternative: „Ein Kauf-Mehrwegbecher ist bestenfalls die halbe Lösung. Coffee-to-Go wird im Vorübergehen und spontan gekauft: Wer denkt dabei schon daran, einen eigenen Mehrwegbecher einzupacken? Auch stärkt ein Pfandbecher das Prinzip der Wiederverwendbarkeit. Die Leihbecher sind ständig im Umlauf, während eigene Becher oft nutzlos im Küchenschrank verstauben.“
Auch fragt Scheible nach dem Sinn eines Kauf-Bechers. Davon gebe es genug, das Angebot sei vielfältig. Der Umwelt-Nutzen eines weiteren Bechers zum Kaufen sei als voraussichtlich gering“, sagt sie.
Für sie ist das vor allem eine verpasste Chance: „Für Wuppertal wäre es eine einmalige Gelegenheit, als erste Kommune in NRW mit einem zentralen Pfandsystem an den Start zu gehen.“
Dass die Nachfrage da ist, zeigt das Düsseldorfer Start-up Cupforcup, das schon das Café du Congo und das Café Cup mit Pfandbechern ausstattet und auf Facebook ankündigt, dass viele weitere Unternehmen — auch aus in Wuppertal — einsteigen werden.
Bettina Brücher (Grüne), Vorsitzende des Umweltausschusses, möchte keine voreiligen Schlüsse ziehen und das Ergebnis der Prüfung im September abwarten. Aber sie frage sich schon, was es bringt, einen Becher, aber kein Pfandsystem einzuführen. „Werden dafür dann Coffee-to-go-Becher eingespart?“ Sie habe die Hoffnung, dass ein System herauskomme, dass Sinn mache.
Die Stadt kündigt derweil an, die Prüfung fortzufuhren, um ökologisch nachhaltige Bescher anbieten zu können — die vielleicht bei Cupforcup angeboten werden. Das sei alles noch offen.