Stadt stellt Mauer auf den Prüfstand
Döppersberg: Es soll untersucht werden, ob Änderungen am Bauwerk noch möglich sind.
Die Natursteinmauer am neuen Döppersberg wird für viele Wuppertaler zum Stein des Anstoßes. Stein für Stein wurde in den vergangenen Monaten die vorgehängte Natursteinfassade errichtet. Doch erst zum Ende des vergangenen Jahres dämmerte es so manchem Betrachter, dass diese Mauer nicht nur massiv den Gesamteindruck des neuen Döppersberg bestimmt, sondern auch den Blick auf das historische Bahnhofsgebäude verstellt. Seitdem hagelt es Proteste gegen die Mauer beziehungsweise den Teil, der das einst stadtbildprägende Bahnhofsgebäude in den Schatten stellt.
Mit dem Satz: „Da kann man nichts mehr machen“, wollen sich viele WZ-Leser nicht abspeisen lassen. Sie fordern, dass Korrekturen vorgenommen werden — oder die Mauer am besten ganz verschwindet. Die Kritik ist bei den Ratsfraktionen angekommen. Sie haben sich an Oberbürgermeister Andreas Mucke gewendet. „Ich habe die Fachverwaltung am vergangenen Freitag beauftragt, zu prüfen, welche Veränderungen bautechnisch und sicherheitstechnisch möglich wären und welche juristischen Konsequenzen sie nach sich ziehen könnten“, sagt Mucke.
Mit einem Antrag zur Sitzung der Baubegleitkommission Döppersberg hatte die FDP-Fraktion den ersten Stein ins Rollen gebracht. „Wir fordern, dass die Stadt Alternativen prüft, damit die Behinderung der Sichtachse zum historischen Hauptbahnhofsgebäude nicht noch weiter beeinträchtigt wird“, sagt Alexander Schmidt, Vorsitzender der FDP-Fraktion.
„Aus dem Gefühl heraus sollte man keine Entscheidungen treffen, daher hat die SPD bei der Verwaltung eine Prüfung beantragt“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Jürgen Reese. Die Ergebnisse der Prüfung, so Reese, sollten relativ schnell feststehen.
„Ich kann die Kritik an der Mauer nachvollziehen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Müller. Unverständnis äußert er, dass jahrelang über eckige oder runde Fenstern im Bahnhofsgebäude diskutiert worden ist, aber „warum hat uns damals niemand aus der Fachverwaltung gesagt, dass man die Fenster wegen der Mauer von der Stadt aus gar nicht mehr sehen kann“. Wie Mucke weist Müller auf die offenen Fragen zum Urheberrecht hin.
Die Umsetzung des Projektes Döppersberg geht auf das Wettbewerbsergebnis zur Neugestaltung aus dem Jahre 2004 zurück. Der 1. Preisträger war das Büro JSWD aus Köln, von dem sich die Stadt auf juristischem Wege im Verlauf des Projektes getrennt hat. Das Büro hat in dem Siegerentwurf alle Bestandteile des gesamten Döppersbergs bearbeitet und inhaltlich gute und nachvollziehbare Antworten zu den anstehenden Gestaltungsfragen entwickelt, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
Grundsätzlich sieht das Urheberrecht vor, dass der Bauherr das Werk eines Architekten nicht einfach „entstellen darf“. Auf der anderen Seite darf der Architekt jedoch insbesondere bei Zweckbauten nicht jede Änderung von vorneherein verbieten. Da die Natursteinmauer aber Teil des Gesamtentwurfes Döppersberg ist, dürfte sie möglicherweise gar nicht komplett abgerissen werden. Juristische Auseinandersetzungen mit dem Büro JSWD könnten die Folge sein.
Gestern Abend beriet sich die Ratsfraktion der Grünen. „Ich persönlich finde es merkwürdig, dass die FDP sich jetzt, wo die Mauer fertig ist, dazu äußert. Zunächst muss geklärt sein, was ein Rückbau kosten würde“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anja Liebert. Wichtiger als die Mauer ist ihrer Meinung nach, dass der Busbahnhof möglichst zügig an den Start geht.