Stadt verteidigt umstrittene Mauer gegenüber Kritikern
Der Sandstein werde nicht aus Italien, sondern aus dem Frankenland bezogen. Mit der Zeit werde die Mauer ihre Farbe anpassen.
Wüstenbussard „Pille“ leistet offenbar gute Arbeit. Seine Aufgabe ist es, die Tauben vom Döppersberg zu verjagen. Bisher mit Erfolg, denn zu einem Taubenschlag hat sich die umstrittene Natursteinmauer am Döppersberg noch nicht entwickelt. Das ändert jedoch nichts daran, dass viele Kritiker die optisch dominierende Mauer am neuen Döppersberg für eine Fehlkonstruktion halten. Von einer ,,Gemüsestiegen-Optik“ spricht gar WZ-Leserin Brigitte Orlich, während andere Leser bedauern, dass die Mauer den Blick auf das historische Bahnhofsgebäude verdeckt. Kein Wunder, dass in der Diskussion immer wieder die kritische Frage laut wird: „Wer hat denn diese Mauer beschlossen?“
Bei der Beantwortung lohnt sich der Blick in die Archive. 2004 gab es einen städtebaulichen Wettbewerb zur Neugestaltung des Döppersbergs. Als 1. Preisträger wurde das Büro JSWD aus Köln ermittelt, das in seinem Siegerentwurf alle Bestandteile des Döppersbergs bearbeitet und laut der Jury „inhaltlich gute und nachvollziehbare Antworten zu den anstehenden Gestaltungsfragen entwickelt hat“. Ein wichtiger Bestandteil dieses Entwurfs ist die besagte Natursteinmauer, denn sie erinnere daran, dass der obere und untere Platz wie seinerzeit die Bahntrasse aus dem Fels herausgearbeitet wurden.
2005 beschloss der Rat der Stadt im Grundsatz die Umsetzung des Entwurfs. 2010 folgte nach der Detailplanung mehrheitlich der Durchführungsbeschluss durch den Stadtrat.
Bei dem verwendeten Material handelt es sich um Kalksandstein. Entgegen anders lautender Gerüchte werde allerdings kein Sandstein aus Italien verwendet, sondern das Material stamme aus einem Steinbruch in der Nähe von Nürnberg, so die Stadt. Mustersteine waren über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren als Wandfläche im Info-Pavillon zum Döppersberg zu sehen. Das Material sei von vielen Besuchern als besonders hochwertig anerkannt worden, so die Stadt weiter.
Kritiker stören sich inzwischen aber vor allem daran, dass der helle Sandstein die Optik des neuen Döppersberg dominiert. „Es ist eine Frage der Zeit, bis die Steine Patina ansetzen und sich dem Farbton der Sandsteinfassade des historischen Empfangsgebäudes anpassen“, sagt Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. Diese Art der Gestaltung sei ursprünglich für alle Mauern und Stützwände auch im südlichen Bereich der B 7 vorgesehen gewesen. Die vorgehängte Fassade übernehme vielfältige Funktionen: Verkleidung der Tiefgarage mit Belichtung und Belüftung, Übergang von Fassade und Brüstung am oberen Platz ohne Materialwechsel, relative Unempfindlichkeit gegenüber Graffiti. Dass im Bereich des Bahnhofsvorplatzes Natursteinmaterial zum Einsatz kommen müsse, um den Gesamteindruck zu wahren, sei vom Gestaltungsbeirat ausdrücklich unterstützt worden.