Abriss: Der Turm-Abbau zu Barmen
137 Meter hoher Schornstein wird für 550 000 Euro abgetragen.
Barmen. Noch prägt er das Stadtbild — aber das ist im Juni Geschichte: In dieser Woche starten die Vorarbeiten zum Abbau des 137 Meter hohen Schornsteins am Heizkraftwerk in Barmen.
Seit Inbetriebnahme der Gas- und Dampfturbinen-Anlage vor acht Jahren — als Ersatz für das alte Kohlekessel-System — ist der Riese im Ruhestand. Vom Turmbau zu Babel zum Turm-Abbau in Barmen: Da der Zahn der Zeit am Mauerwerk nagt, sehen die Stadtwerke keine Alternative zum Rückbau in seinen fast schon biblischen Ausmaßen: Er kostet 550 000 Euro und besiegelt den Zeitenwechsel bei der Versorgung mit Strom und Fernwärme.
Den Anfang macht ein Arbeitsgerüst und ein Gittermast an der Außenseite des Kolosses — wobei der Abbau außen erst in drei bis vier Monaten über die Bühne gehen soll. Dann wird der Schornstein Meter für Meter abgetragen — mit Hilfe einer mobilen Plattform, die auf einer Fahrschiene unterwegs ist. Sobald die Außenanlagen der Großbaustelle installiert sind, beginnt zunächst einmal der Rückbau des gut 120 Meter hohen Innenfutters: Er diente einst zur Ableitung der Rauchgase und besteht aus einer Kombination aus sechs Betonringen und gemauerten Zylindern.
Umweltauflagen folgend, muss der Innenraum des Schornsteins nach außen hermetisch abgeschottet und befahrbar gemacht werden, was etwa vier Wochen beansprucht. Erst, wenn alle Schadstoffe beseitigt sind, beginnt nach WSW-Angaben der Abbruch des Innenfutters.
Das äußere Mauerwerk wird mit Hydraulikwerkzeug abgebrochen, um Lärm und Staub in der Nachbarschaft in Grenzen zu halten. Auf den Einsatz von Presslufthämmern verzichte man. „Das abgebrochene Mauerwerk wird in den Schornstein abgeworfen und unten mit einem Radlader in Container geladen“, berichten die Stadtwerke.
Und die Turmfalken? Ihr Nistkasten wird ebenfalls abgebaut und auf einen der Stahlschornsteine an der Westseite des Kraftwerks verlagert. Wie berichtet, wurden bis 2005 55 Millionen Euro in die neue Turbinen-Anlage investiert. Durch den Austausch reduzierte sich der Kohlendioxid-Ausstoß des Kraftwerks nach Angaben der WSW um mehr als 200 000 Tonnen im Jahr. Zum Einsatz kommt dort unter anderem auch Systemtechnik aus Japan und Kanada.
Der Kraftwerk-Standort Barmen hat Tradition: Ursprünglich arbeitete dort ab 1893 die Elektrizitätszentrale der Bergbahn. 1925 schlug dann die Geburtsstunde des Heizkraftwerks. Der gemauerte Schornstein entstand 1932.