Die etwas anderen Sternsinger

Im Osten der Stadt singt ein 73-Jähriger und muss als Fahrer auf Schnaps verzichten.

Beyenburg. Junge Sternsinger ziehen von Haus zu Haus, singen, sagen den Segensspruch, sammeln Geld. In Beyenburg gibt es einen etwas anderen Brauch. Dort singen nicht nur die Kinder, auch die ältere Generation geht an den Start.

Mit 73 Jahren ist Gerd Wacker der älteste Sternsinger in Beyenburg. Er hat sich nicht als König verkleidet, denn er ist in diesem Jahr das Kamel. Er fährt die Könige zu den Menschen, die sich den Besuch der älteren Sternsinger gewünscht haben. Und diese Menschen leben oft auf den Höhen von Beyenburg — da ist das Auto ist unverzichtbar. 120 Beyenburger haben sich in diesem Jahr den Besuch der Könige gewünscht. „Hoffentlich schaffen wir alles“, sagt Kreuzherrenbruder Dirk Wasserfuhr, der sich mit bestickten Umhängen schon in einen Sternsinger verwandelt hat.

„Die Idee war vor Jahren, dass wir Kranke besucht haben“, sagt Gerd Wacker, „wir wurden die Krankenkönige genannt“. Nach einer Unterbrechung lebte der Brauch wieder auf. Doch nicht nur die Kranken wurden besucht, jeder konnte sich den Besuch der Sternsinger-Oldies wünschen. Nur Beyenburg hat ein ganz spezielles Sternsingerlied: „Wir woll’n mal singen, Gott Lob und Dank“ heißt es und zieht sich über mehrere Strophen. Das singen die alten Sternsinger, die fünf Gruppen auf die Beine gebracht haben, auf jeden Fall.

Die alten Beyenburger mögen zumeist auch das alte Beyenburger Lied. Damit sind sie groß geworden. Die Erwachsenen tragen aufwändige Gewänder. „Mein Umhang ist aus Ägypten“, sagt Hildegard Hückesfeld (70). Sie erinnert sich an alte Zeiten: „Früher war die Sternsingeraktion nicht organisiert. Jeder ging los, sang das Lied und sammelte Geld. Das wurde abgegeben, die Süßigkeiten haben wir behalten.“ Christian Birk-Ziegler weiß noch, dass ihre Mutter erst nicht begeistert war vom Sternsingen. „Erst als ich sagte, dass auch die Tochter des Lehrers mitgeht, erhielt ich die Erlaubnis“, sagt sie.

Die Gruppe um Christiana Birk-Ziegler, Schwester Elke Birk-Pahlen und Hildegard Hückesfeld von der Frauengemeinschaft schwenken das Weihrauchfass. Ohne Weihrauch geht es in Beyenburg nicht, die Weisen aus dem Morgenland brachten Jesus Weihrauch, Gold und Myrrhe an die Krippe. Doch die Kohle mit einem Feuerzeug zu entzünden, ist nicht so einfach. Die Drei machen sich zu Fuß auf Richtung Gerstenkamp. Sie können ihre Ziele zu Fuß erreichen. Die anderen sind auf die Autos angewiesen, die sie bis nach Breckerfeld, Königsfeld, Siegelberg und Hillringhausen fahren. Während sich die jungen Sternsinger auf Süßigkeiten freuen, tut den Erwachsenen etwas anderes wohl. Hier und da wird ein Schnaps angeboten. Nur das Kamel geht leer aus, es muss ja fahren.