Gemeinschaft Gemeindesaal Hottenstein: Streitigkeiten um Lärm ruhen, Feste aber auch
Nächstebreck · Dem Förderverein Gemeindesaal Hottenstein geht die Pandemie an die Substanz – doch es gibt eine solide Basis.
Hermann-Josef Richter, Vorsitzender des Fördervereins Gemeindesaal Hottenstein, blickt auf die Anfänge seiner Tätigkeit zurück. „ So schnell können zehn Jahre vergehen. Bei einem Dämmerschoppen erfuhren wir 2010, dass die evangelische Kirchengemeinde Wichlinghausen- Nächstebreck den 1964 eingeweihten, in die Jahre gekommenen und renovierungsbedürftigen Gemeindesaal schließen wollte“, erinnert er sich.
Das Vorhaben, den Treffpunkt an der Wittener Straße 148 für ein reges Gemeindeleben zu erhalten, erhielt viel Zuspruch. Eine Unterschriftenaktion wurde gestartet, mehr als 3000 Bürger fanden sich auf der Liste.
Förderverein investierte mehr als 100 000 Euro in das Gebäude
Anfang 2011 gründete sich der Förderverein. Mit der Kirche erfolgten lange und nicht immer einfache Verhandlungen, bis man sich auf einen befristeten Mietvertrag von zunächst drei Jahren einigte. Der Verein musste keine Miete zahlen, dafür aber alle Kosten und nötigen Reparaturen übernehmen. Und das waren nicht wenige. „Über 100 000 Euro haben wir inzwischen in das Gebäude investiert. Das Dach wurde saniert, Fenster, Elektronik und sanitäre Einrichtungen wurden erneuert, um nur ein paar Beispiele zu nennen“, erzählt Richter.
Und die Arbeit hat sich gelohnt. Renate Kiekuth, zweite Vorsitzende und verantwortlich für die Vermietungen erzählt von einer hohen Auslastung vor Corona. „Fast jede Woche war der Saal vermietet.“ Vereinen und Karnevalsgesellschaften wie der KG Ehrengarde gibt man hier eine Möglichkeit der Zusammenkunft oder eines Auftritts, Chöre proben im Saal.
Derzei kann auch die nahe gelegene Schule bei Bedarf hierher ausweichen. Hochzeiten, Geburtstage, Jubiläen, Gemeinde- und Stadtteilfeste: Der rund 280 Quadratmeter große Saal mit bespielbarer Bühne hat schon viele Feiern erlebt.
Dirk Bangert ist Pfarrer der evangelischen Kirche. „Wir sind froh, dass durch den Verein der Saal, nicht nur für die Kirchengemeinde erhalten werden konnte, sondern der gesamte Stadtteil ihn nutzen kann.“ Er verweist darauf, dass viele Kirchengemeinden heute immer weniger Gemeindesäle zur Verfügung haben. Auch die Gespräche mit dem Förderverein im vergangenen Jahr bezeichnet er als gut und konstruktiv.
8000 Euro werden im Jahr
für die Unterhaltung benötigt
„Die Zusammenarbeit und das Miteinander hier ist gut und der Stadtteil freut sich, dass das Zentrum für alle erhalten blieb“, so Schriftführer Uwe Matschulat. Coronabedingt finden seit Monaten keine Veranstaltungen statt, die Mieteinnahmen brechen weg. Daher lebt man momentan von der Substanz, jährlich müssen aber 8000 Euro für den Unterhalt des Gebäudes aufgebracht werden. Da ist es gut, dass der, rund 100 Mitglieder starke Verein, bei seiner Arbeit und Renovierung, es gibt inzwischen eine neue Mikrofon- und Beameranlage, auch von Spenden und Sponsoren unterstützt wird.
Die Kontroversen um angezeigte Lärmbelästigungen von unmittelbaren Nachbarn, ruhen zwar im Moment, es finden ja keine Veranstaltungen statt, aber: „Die Streitereien belasten alle sehr und zerren an unseren Nerven“, so Kiekuth. „Die Fortführung des Vereins stand im Oktober sogar auf Messers Schneide“, ergänzt Richter und erneut gab es intensive und offene Gespräche mit der Kirche. Mit dem Ergebnis, dass der Vertrag, der 2022 endet, um drei weitere Jahre verlängert wird. Inzwischen hat der Verein sich so eine solide Basis geschaffen, dass „ wir gezielt vermieten können und bei Bedenken schon mal absagen.“
An rund 50 neuen Tischen und Stühlen können 199 Personen Platz nehmen. In Angriff genommen wird demnächst die Erneuerung der Außenterrasse. In Frieden mit allen Anwohnern leben und den Saal erhalten ist das Ziel für die nächsten Jahre.