Kirche auf neuen Wegen Gottesdienste im Schaufenster
Die „Hauskirche“ hat ein Ladenlokal an der Haspeler Straße für Zusammenkünfte gemietet.
Unterbarmen. Direkt gegenüber vom Uni-Campus und dem Berufskolleg am Haspel gibt es ein kleines Ladenlokal. Seit einem Jahr stehen Wohnzimmermöbel darin und Musikinstrumente. Es sieht gemütlich aus. Ein Schild mit der Aufschrift „Hauskirche“ hängt an der Eingangstür und der Hinweis darauf, dass Gottesdienste sonntags um 12.30 Uhr stattfinden.
Die Brüder Josef und Jonathan Hong haben gemeinsam mit Freunden die neue Gemeinde ins Leben gerufen, die sich an Christen aller Konfessionen und Nationalitäten richtet. „Als wir 2006 zum Studium nach Wuppertal gezogen sind, haben wir eine Wohngemeinschaft gegründet und dort immer donnerstagabends einen Bibelkreis angeboten“, berichtet Jonathan Hong, Doktorand an der Kirchlichen Hochschule. Erst nahmen sich die Teilnehmer eine Bibelstelle zur Analyse vor, anschließend wurde gemeinsam gekocht und gefeiert.
Zu diesem Kreis waren stets auch Nicht-Christen eingeladen. „Bald war es so voll, dass wir nicht mehr ins Zimmer gekommen sind“, erinnert sich Josef Hong. 30 Leute seien meistens da gewesen. Allerdings, daraus machen die Brüder keinen Hehl, seien einige Gäste nur dabei gewesen, um die anschließende Party mitzunehmen. „Aber das war okay. Uns ging es immer darum, dass junge Menschen einen Zugang zum christlichen Glauben finden“, erklärt Josef Hong.
Im vergangenen Jahr hat die kleine Gemeinde, die neun feste Mitglieder und zahlreiche regelmäßige Besucher zählt, schließlich den kleinen Laden an der Haspeler Straße 30 angemietet — und wie ein Wohnzimmer eingerichtet. Der Name „Hauskirche“ spielt auf den ehemaligen Hauskreis an. Die Miete bezahlen die Gläubigen aus Spenden: „Wie in vielen anderen Freikirchen spenden wir einen Teil unseres Einkommens“, berichtet der Künstler und Lehramtsstudent Josef Hong.
Einmal in der Woche, sonntags um 12.30 Uhr, kommt die Gemeinde zum Gottesdienst zusammen — Gäste sind stets willkommen. Dann predigen im Wechsel mit Jonathan Hong, seinem Theologen-Kollegen Paul Youk und Angehörigen der Kirchlichen Hochschule auch Laien. „Wir laden regelmäßig Gastprediger ein, damit wir neue Impulse bekommen“, sagt Jonathan Hong, der in Kürze seine Doktorarbeit abgibt und anschließend sein Vikariat beginnt.
Anderthalb Stunden dauert ein Gottesdienst, wobei die ersten 30 Minuten musikalisch gestaltet werden. „Musik spielt bei uns eine sehr wichtige Rolle“, berichtet Josef Hong. Dann folgt die etwas halbstündige Predigt, die mit einer offenen Diskussion abschließt. Da geht es manches Mal auch kontrovers zu.
„Wir haben Christen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen: Baptisten, Katholiken, Frei- oder Landeskirchler“, berichtet Josef Hong. So verschieden wie die Konfessionen sind die Nationalitäten: Christen aus Russland, Vietnam, Korea und dem Kongo fühlen sich der „Hauskirche“ verbunden.
Das offene multi-kulturelle Gottesdienst-Konzept in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre kommt insbesondere bei jungen Leuten und Familien gut an. Deshalb überlegt die Gemeinde, im nächsten Jahr eine größere Immobilie anzumieten, um einen zweiten Raum für Kinderbetreuung oder auch kulturelle Angebote zu haben. „Es ist so schade, dass der Raum in der Regel nur am Sonntag genutzt wird. Wir könnten uns aber durchaus vorstellen, ehrenamtlich Nachhilfe anzubieten oder mit Flüchtlingen zu arbeiten“, wirft Jonathan Hong einen Blick in die Zukunft.
Deshalb will die Gemeinde bald einen Verein gründen, um dann rechtlich auf sicheren Füßen zu stehen.