Grüne Energie kommt aus der Tiefe

Heizung mittels Erdwärme ist bei Bauherren im Kommen. Am Scharpenacken wird eine Siedlung damit ausgestattet.

Barmen. Geotherm plus ist eine schlanke Schönheit, der beim ersten Anblick nur Fachleute entnehmen können, was sie zu leisten vermag. "Testsieger bei der Stiftung Warentest", erklärt Peter Herbig von der Firma Vaillant über die Sonde, die am Scharpenacken heute die Hauptrolle spielt. Das gute Stück im weißen Outfit und mit zwei Reglerknöpfen soll auf dem Neubaugelände am Scharpenacken energietechnische Weichen stellen.

Bereits seit Ende August führt die Vaillant Geosysteme im Auftrag von Kondor Wessels auf dem 50000 Quadratmeter großen Areal Bohrungen durch. Etwa drei Stunden dauert es, bis sich der Bohrer in 80 oder 90 Meter Tiefe gefressen hat. Mit nennenswerten Schwierigkeiten rechnet Sven Lange, Geschäftsleiter der Vaillant Geosysteme, nicht. Ziel der Bohrungen ist es, die Erdwärme anzuzapfen und sie für das Wohnbauprojekt der Kondor Wessels zu nutzen.

13 Grad Celsius warten in der Tiefe - Energie, die von der Sonne gespendet und vom Erdreich gespeichert wird. Diese lässt sich kostengünstig und nachhaltig nutzen. Schlüssel dabei ist eine ausgeklügelte Wärmepumpentechnologie. Sie allein macht es möglich, die letztlich mageren 13Grad in wohlige Wärme zu verwandeln.

Das Prinzip entspricht dem eines Kühlschranks, arbeitet aber mit umgekehrten Vorzeichen: Eine Sonde entnimmt Wärme aus der Tiefe und führt sie in einem zirkulierenden System an die Geotherm plus. In dieser Anlage befindet sich ein FCKW-freies Kältemittel mit extrem niedrigem Siedepunkt, das schon unter geringer Wärmezufuhr einen gasförmigen Aggregatzustand erreicht. Mittels Fremdenergie wird nun das Gas verdichtet und so auf die erforderliche höhere Temperatur gebracht. Hernach wird das Warmwasser den Heizkörpern zugeführt, das Kältemittel in einem Expansionsventil wieder abgekühlt.

Das System bezieht 75 Prozent der nötigen Energie für Heizung und Warmwasser eines Einfamilienhauses aus der Umwelt. Die restlichen 25 Prozent sind Fremdenergie, sie werden - für die Verdichtung des gasförmigen Kühlmittels - in Form von Strom benötigt und über eine Photovoltaik-Anlage bezogen.

Hartwig Weyrich, Geschäftsführer des Bauträgers Kondor Wessels, bekundet, dass die deutschlandweit bislang einmalige Neubausiedlung ein klares Ja zum Standort Wuppertal sei. Angesichts der wirtschaftlichen Verunsicherung, aber auch der Klimadiskussion spreche die Erdwärme viele Interessenten an.