Literatur am Müllwagen

Die Reihe „Vorlesen an ungewöhnlichen Orten“ macht Station auf dem Betriebsgelände der AWG.

Foto: Fries, Stefan (fr)

Barmen. Rattina, Rattino und Rattinus führen ein glückliches Leben in den Kanalrohren. Doch eines Tages erleben die Ratten eine Wendung. Ein entfernter Verwandter namens Arthur taucht auf dem verlassenen Gelände auf und soll eine Weile bleiben. Was hat er in seinem roten Koffer? Und warum ist er so anders als die anderen drei? - Der Ausflug der Caritas-Kinderferiengruppe Am Hedtberg auf das Betriebsgelände der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) beginnt spannend.

Foto: Stefan Fries

Vorlesepate der Auftakt-Geschichte vom „feinen Arthur“ ist Ehrenamtler Lutz Eßrich. Auf Initiative der Stadtbibliothek engagiert er sich seit etwa acht Jahren. Eine Geschichte rund um das Thema Abfall liest er an diesem Tag zum ersten Mal. „Es ist eine tolle Gruppe. Die Kinder bringen sich oft ein“, urteilt der 68-Jährige, der gleichzeitig zweiter Vorsitzender der Wuppertal Bewegung ist.

Nach der Vorlesestunde startet ein großes Müllfahrzeug seinen Motor. Vorsichtig nähert sich der fünf Jahre alte Florin dem orangefarbenen Wagen. Am Heck wird eine graue Abfalltonne aufgesetzt. Florin darf einen Hebel betätigen — die Tonne fährt hoch, wird geleert. Noch ein Hebelzug, und schon kommt sie wieder runter. Bis über beide Ohren strahlend rennt der Junge zur Gruppe zurück. Dann ist Cedrik an der Reihe. Das Fazit des Neunjährigen: „Das war einfach!“

Die meisten Kinder sind das erste Mal bei der AWG. Saskia-Inez und Celina, beide sechs Jahre, sind zappelig: Gleich geht es auf große Fahrt im Müllwagen. Schon beim Einsteigen brabbeln sie durcheinander und kommentieren mit „Cool“ und „Wow“, was Fuhrparkleiter Volker Wolff ihnen während der Fahrt zeigt: Waschanlage, Werkstatt, Salzhalle, Garagen, Kippstelle. Was ihr am besten gefallen hat, vermag Celina am Ende der Fahrt gar nicht zu entscheiden. „Ich fand alles schön.“

Auch zu Fuß erkundet die Gruppe einen Teil des 24 000 Quadratmeter großen Grundstücks. Christine Petersen-Janitza (AWG) erklärt die Abläufe dort. Vorbei an „Absetzern“ zur Leerung von Glas- und Papiercontainern, Sperrmüll- und ESW-Straßenreinigungswagen geht es zur Kippstelle, wo sich sämtlicher Abfall von Straßen und Gehwegen wiederfindet. Bei dem an reife Oliven erinnernden Duft halten sich viele die Nase zu. „Igitt“, kommentiert Celina. Lutz Eßrich nutzt die Gelegenheit, um der Gruppe Tipps zum Wegwerfen von Abfällen zu geben.

Es ist ein spannender Ausflug, bei dem die Kinder einiges gelernt haben. Florin weiß jetzt sogar, was er werden möchte, wenn er groß ist: „Müllmann!“