Pfarrer lockt die Massen an
Sechs ausverkaufte Termine: Der Laienspielkreis macht dafür die Generalprobe öffentlich.
Barmen. Ein ungewohnter Anblick im Evangelischen Gemeindehaus Hesselnberg: ein Papstbild an der Wand, Heiligenbildchen, Rosenkranz. Alles nur Theater — der Unterbarmer Laienspielkreis (Ulk) führt Hans Schimmels Komödie „Aber, aber, Herr Pfarrer“ auf. Es ist der Freitag vor der Premiere, und bei Ulk gibt es etwas, was es bei den früheren 25 Stücken nicht gegeben hat, eine öffentliche Generalprobe. Denn alle sechs Aufführungen sind bereits ausverkauft.
40 bis 50 Zuschauer sind gekommen. Gezeigt wird die Geschichte des Obdachlosen Freddie, der in ein leerstehendes Pfarrhaus einsteigt. Er will etwas Wärme finden, nutzt die Gelegenheit, seine Wäsche zu waschen und trägt solange die Soutane des verstorbenen Pfarrers. Er wird erwischt und muss nun seine Rolle weiter spielen. Der Ort hat wieder einen Pfarrer, einen unkonventionellen, kann man sagen. Dem die älteren Jungfern der Gemeinde zu Füßen liegen und um den die politische Lokalprominenz buhlt.
Das Stück läuft rund, auch wenn die Souffleuse an diesem Abend einiges zu tun hat. Wie der Ulk die Hänger überspielt, zeigt die Erfahrung der Truppe. Und man kann merken, dass Hans Schimmel aus der Laienspielszene kommt und sein Stück auch für eine solche angelegt hat. Da steckt praktische handwerkliche Erfahrung drin. Aus der reizvollen Ausgangslage des Stücks entsteht allerdings nicht übermäßig viel.
Das liegt nicht daran, dass die Figuren konsequent überzeichnet werden, was der Ulk auch angemessen umsetzt. Sondern dass das Stück nur wenig Situationskomik bietet. Es besteht zu einem großen Teil aus klischeehaften Witzen über Alkohol, das Thema Mann/Frau und Geld. Die haben eine Nähe zum fröhlichen Stammtisch und sind auch nicht immer neu.
Bleibt der Kern des Stücks: Diesen Menschen kann man eine Soutane auf einem Kleiderständer präsentieren, sie sehen nur den Pfarrer. Sie sind zu oberflächlich, zu sehr in ihren Bahnen befangen, um tiefer zu schauen. Wirklich alle? Nein. Aber da wäre jetzt jedes weitere Wort zu viel, das soll ja eine Überraschung sein. Das Probepublikum hatte Freude an diesem Abend, und die Spieler auch.