Puppenbühne in der Garage: Wer lässt die Puppen weiter tanzen?

Seit mehr als zehn Jahren gibt es ein kleines Puppen-Theater in einer Garage am Rott. Jetzt suchen die Betreiber einen Nachfolger.

Rott. Was verbirgt sich hinter dem Garagentor an der Rödiger Straße/Ecke Akazienstraße? Diese Frage werden sich neugierige Menschen am Rott wohl gestellt haben, als sie die kleine Gruppen von Kindern und Erwachsenen durch das Tor gehen sahen. Dass man sich beim Betreten der Garagen- und Kellerräume unversehens in einer Geschichte von 1001 Nacht wieder findet und dort eine Puppenspielergruppe ihr kleines Garagen-Theater betreibt, wissen die Wenigsten.

Gerade einmal zwölf Gäste können den Märchenerzählstunden und dem Puppen- und Bewegungsspiel beiwohnen, das dort, eingerahmt von Samt- und Seidenvorhängen, Tüll und Spitze in den schillerndsten Farben im gesamten Keller, bereits seit drei Jahren Kinder und Erwachsene in eine andere Welt entführt.

„Wir wollen eine Bresche schlagen und Alternativen zu Computer und Fernsehen aufzeigen“, sagt Annemarie Gerson, Allgemein- und Fachärztin für Kinderheilkunde im Ruhestand. Der Puppenspiel-Impuls gehöre zu den wichtigsten kultur-therapeutischen Initiativen unserer Zeit, die sie mit zahlreichen ehrenamtlich tätigen Therapeuten bereits seit 2001, damals noch im „Lädchen“, betreibt.

Beispielhaft war die Aktivierung einer Laienspielgruppe mit Kindern im Alter ab sechs Jahren, die in der Rotter Kirche im Rahmen des Projektes „Kinder spielen für Kinder in Not“ für Aufsehen sorgte. Die Mitglieder des „Garagen-Puppen-Theaters“, wie etwa Ingrid Walter, die ehemals im Troxler-Haus praktizierende Heilpädagogin Helene Hummes, Karola Valentin oder Almut Sirrenberg, die sich um die musikalische Untermalung und die Beleuchtung des Bühnenbildes kümmert, werden gemeinsam mit Annemarie Gerson, die das Märchen erzählt, am 14. März die letzte Vorstellung geben.

Doch auch wenn der letzte Vorhang fällt, soll das Puppen-Theater nicht sterben. „Wir suchen für die Kinder vom Rott Nachwuchs-Puppenspieler, die die Fantasie der Heranwachsenden anregen möchten“, sagt Gerson in Hinblick auf die Nachfolgersuche (siehe Kasten).

Das „Rätsel-Märchen“ von Goethe „von der grünen Schlange und der schönen Lilie“ zeigt in neun Bildern noch einmal die gesamte Vielfalt und Lebendigkeit des Puppenspiels. Dabei faszinieren die handgefertigten Puppen, wie etwa der Fährmann, die Irrlichter, die Könige oder die glitzernde grüne Schlange. Die aus Holzmehl mit Wasser angerührten, danach modellierten und später im Backofen gehärteten Gesichter der Figuren lassen jedes Märchen zum Erlebnis werden, die viele Kinder und Jugendliche der heutigen Generationen nicht mehr kennen. „Wir wollen den Kindern etwas für die Zukunft mitgeben“, so Gerson, die sich nichts sehnlicher wünscht, als einen Nachfolger für das Puppen-Garagen-Theater zu finden.