Start für die barrierefreie Draisine

Die 14-jährige Cora durfte heute als Erste die Fahrt von Beyenburg nach Radevormwald testen.

Foto: Anna Schwartz

Beyenburg. Die 14 Jahre alte Rollstuhlfahrerin Cora war der stolze Premierengast. Sie war nämlich der erste Mensch mit Handicap, der heute Mittag das Programm „Rollstuhlgerechte Draisine“ nutzen konnte. Schauplatz der Handlung: Beyenburg, wo die alte, stillgelegte Eisenbahnstrecke nach Radevormwald auf 8,3 Kilometern von den Draisinen des Vereins Wuppertrail weiterhin mit viel Erfolg genutzt wird.

Nach mehr als einem Jahr Planung und Überwindung diverser behördlicher Hindernisse war es nun endlich soweit. Zwei neue Draisinen mit Vorrichtungen für den Transport von Rollstühlen wurden in Betrieb genommen. Allerdings endete die Jungfernfahrt der jungen Cora relativ schnell, denn von oben kam ein heftiger Guss, der einen Zwischenstopp unter der Brücke in Beyenburg erforderlich machte, ehe die Fahrt halbwegs trocken fortgesetzt werden konnte. Die beiden neuen Draisinen, eine für vier, eine für fünf Personen, verfügen nicht nur über eine Plattform und entsprechende Haltevorrichtungen, um die Rollstühle zu stabilisieren, sondern auch über die Möglichkeit, das Vehikel per Handpedal fortzubewegen.

„Es gibt Rollstuhlfahrer, die gehen in die Muckibude und freuen sich, wenn sie ihre Muskeln hier auf der Strecke testen können“, erklärt Armin Barg, der Vorsitzende des Vereins Wuppertrail, der die Strecke vom Besitzer, dem Verein Wupperschiene, gepachtet hat und mit jeder Fahrt auch Gebühren entrichtet. „Dafür halten die Mitglieder von Wupperschiene die Strecke frei. Sie glauben gar nicht, wie schnell da Brennnesseln, Himbeer- und Brombeersträucher wuchern. Und dann gibt es auch oft Äste, die auf die Schienen fallen“, so Barg, dessen Verein bei der Überwindung der bürokratischen Hürden auf die Hilfe des Leader-Programms zur Förderung ländlicher Räume zählen konnte.

Celine Zahn und Martin Deubel (Leader) waren maßgeblich daran beteiligt, dass das Projekt des in Radevormwald beheimateten Vereins Wupperschiene genehmigt und gefördert wurde. Etwa 6000 Euro stark, nämlich 40 Prozent der Fördermittel, war die zur Verfügung gestellte Summe. „Die übrigen 60 Prozent haben wir beigesteuert“, so Armin Barg, der darauf hinweist, dass sein Verein Wuppertrail durchaus Gewinne einfährt, denn die 8,3 Kilometer erfreuen sich großer Beliebtheit bei den unterschiedlichsten Vereinen, Gruppen und Organisationen.

Während Cora und ihre „Draisinisten“ unter der Brücke auf besseres Wetter warteten, saßen im nahe gelegenen Cafe´ schon zwölf unternehmungslustige Physiotherapeuten, die aber untereinander noch nicht ausgemacht hatten, wer denn die Draisine mit der Kraft seiner Ober- und Unterschenkel in Richtung Rade bewegen sollte.

Übrigens, eine Strecke, die es durchaus in sich hat. „Das geht hier 8,3 Kilometer leicht bergauf, und zwischendurch beträgt die Steigung auch mal drei Prozent“, verriet Monika Zierden, die das Service-Telefon (0176/47 54 60 82) von Wuppertrail bedient und während der Zeit zwischen Frühling und November reichlich zu tun hat. Die Kalorien verbrennende Strecke ist auch öfters Ziel von Handball-Trainern, die ihre Schützlinge für eine Trainingseinheit in frischer Beyenburger Luft auf die Schiene schicken. „Fußballtrainer haben die Draisine noch nicht entdeckt“, wird uns berichtet. „Wir wollen unser Angebot noch ein wenig ausbauen und mit Drag Attac zusammen arbeiten. Da kommen dann größere Gruppen zu uns, und die Hälfte wird dann Drachenboot fahren, und die andere bewegt die Draisine“, sind die Pläne von Armin Barg.