Traditionsgeschäft Schäfer schließt zum Jahresende

101 Jahre lang verkaufte das Geschäft Waffen, Messer und andere Sammler-Stücke.

Barmen. Das 100-jährige Bestehen im vergangen Jahr ist geschafft, weitere Jubiläen werden nicht folgen. Das Traditionsgeschäft R. Schäfer am Heubruch 6-10, also in einem Seitenflügel des Rathauses, schließt zum Ende des Jahres. Nach Angaben von Inhaber Dieter Kromberg liegt das unter anderem an den Mietforderungen der Stadt.

Das Geschäft selbst bietet ein sehr vielfältiges Sortiment. Natürlich verkauft es Waffen, aber der Umsatz in diesem Segment ist seit Jahren extrem rückläufig. Zu stark ist die Konkurrenz aus dem Internet. Was aber nicht heißt, dass nicht doch immer wieder Kunden kommen, sich lange beraten lassen, dann aber doch im Internet kaufen.

"Beratungsklau" nennt Kromberg das. Wer in dem Geschäft nicht nach Waffen Ausschau hält, der fragt Inhaber Kromberg vielleicht, warum es selbst eine am Gürtel trägt. "Das gehört zu so einem Geschäft dazu", sagt er dann - und fügt hinzu: "Hier ist Ruhe."

Jagdkleidung, Schweizer Messer in allen Variationen, spezielle Küchen- oder Bandwebermesser, Schneider-Scheren, alte Foto-Apparate, Taschenlampen, Kompasse, Hemden, Hüte, Smith & Wessen-Revolver aus dem Jahr 1855 - es ist ein wenig wie bei einem extrem gut sortierten Ausstatter für den nicht ganz alltäglichen oder aber mit besonderem Anspruch versehenen Sammler-Bedarf.

Und wenn heute Kunden erstmals den Laden betreten, dann sind das oft Menschen, die sich schon als Kinder die Nase am Schaufenster plattgedrückt haben, das nötige Kleingeld für das eine, besondere Messer aber noch nicht hatten. Damastmesser zum Beispiel: Die Stahl-Erzeugnisse sind gerne richtig teuer, wenn sie aus rund 300 Lagen bestehen.

Liebhaber-Herzen gehen auch angesichts der französischen Laguiole-Messer auf. Auf seine Kosten kommt zudem, wer sich mit echten Rasiermessern über das Gesicht streichen will. Aber Vorsicht: "Die sind echt scharf", sagt Kromberg. Immer wieder gibt es auch Bedarf nach Handschellen. Die Nachfrage stammt aus einem ganz besonderen Ort - nämlich von den Kunden im Standesamt.

Das Geschäft selbst hat eine extrem abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. Gegründet wurde die Firma im Jahr 1907 vom Solinger Stahlwaren-Hersteller Richard Schäfer, um die eigenen Produkte zu verkaufen. Es folgten Niederlassungen in Wuppertal und Hagen. Im Zweiten Weltkrieg wurden gleich drei Geschäfte durch Bomben zerstört.

Weitere Umzüge folgten - der jüngste, weil die Räumlichkeiten am Berliner Platz für dessen Umgestaltung aufgegeben werden mussten. Am Heubruch steht das letzte von bis 1967 noch drei Geschäften in Barmen. Dieter Kromberg führt das Geschäft in vierter Familien-Generation.