Von Barock bis Pop: Harmonic Brass hat alles im Repertoire
Die Band begeisterte in der ausverkauften evangelischen Kirche das Publikum.
Beyenburg. Diese Brass Band kann alles: Ob Barock, Oper, Kinderlied, Ragtime, Jazz, Swing oder Pop-Song — das Quintett „Harmonic Brass“ überzeugt in jedem Genre. Auf ihrer Deutschland-Tournee machten die Blechbläser im beschaulichen Beyenburg Station. „One day of music“ (Ein Tag mit Musik) versprach das Ensemble. In die ausverkaufte evangelische Kirche am Kriegermal zogen sie mit Griegs „Morgenstimmung“ ein. Bachs bekannte Toccata und Fuge d-Moll klang zumindest in der Toccata tatsächlich wie eine im rauschenden Pleno gespielte Orgel. Und bei Vivaldi lieferten Tuba, Posaune und Horn die satten Fundamente, während die beiden hohen Trompeten die Melodieführung übernahmen.
Der Trompeter Hans Zellner schrieb alle Arrangements — das Potpourri aus Bizets „Carmen“ mit durchaus eigenwilliger Melodienfolge und Solo-Aufgaben für jedes Instrument — und gewürzt mit choreografischen Schmankerln. Denn die Münchner Bläser hatten eine schmissige Bühnen-Show erarbeitet: Hornist Andreas Binder führte gut gelaunt durchs Programm: Die Händel-Arie „Ombra mai fu“ aus der Oper „Xerxes“ verlegte er kurzerhand in den Schatten eines Apfelbaumes, um zur Siesta auszuruhen.
In einer eigenen Komposition stellte Binder drei Miniaturen vor: Eine forsche Aufwachmusik, ein sanftes Schmacht-Lied und ein flottes Tanzstück mit Trompeten-Solo à la Louis Armstrong. Die Rossini-Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“ mit Gewittermusik und herrlichem Soldatenmarsch schien den Bläsern auf den Leib geschrieben zu sein — inklusive Signaltrompeten, auf deren Flaggen Apfel und Pfeil nicht fehlen durften. Nach der Pause wurde es ganz populär: Der markante Schmetter-Rag von Billy Joel mit wunderbar „dreckigem“ Horn-Sound, Michael Jacksons „Black or White“ — sogar mit Tanzschritten während des Spiels vorgetragen — und der swingende Ausklang mit einem Frank Sinatra-Potpourri.
Natürlich gab es Zugaben. Die halsbrecherischen Paganini-Variationen „Carnevale di Venezia“ — die Melodie ist vom Kinderlied ‚Mein Hut der hat drei Ecken‘ bekannt — spielte Manfred Häberlein ausgerechnet auf der schwergewichtigen Tuba. Das war ein weiterer Höhepunkt und eine Meisterleistung — und das, obwohl er sich beim Einzug in die Kirche ein Ventil an seinem Instrument abgerissen hatte. Die veranstaltende Kirchengemeinde bedankte sich mit einem echt-bergischen Jausenkorb für das begeisternde Bläser-Feuerwerk.