Wichlinghausen: Abschied vom "Alten Gasthaus"
Gastronomin Uschi Graupe schließt die Kneipe am Markt.
Wichlinghausen. Eine Ära geht zu Ende: Nach exakt 29 Jahren sagt Uschi Graupe, Wirtin des Wichlinghauser Traditionslokals „Altes Gasthaus“ im Bügeleisenhaus am Wichlinghauser Markt nun ihren Gästen „Servus“ und schließt aus Altersgründen die Pforten. Der Stadtteil wird damit um einen gut besuchten Treffpunkt ärmer, Uschi Graupe aber lässt den Stress hinter sich und freut sich auf den neuen Lebensabschnitt.
„Als wir damals hierher kamen, mein Mann und ich, haben wir uns von Anfang an sehr wohl gefühlt“, erinnert sich die Gastwirtin. Sie selbst stammt von der Mosel, der Mann, der bei den Wichlinghausern unvergessene Willi Graupe, aus Bochum. Nach ersten Erfahrungen in der Gastronomie bauten die beiden mit Sohn Jung-Willi und einer beeindruckenden Deutschen Dogge im Gepäck einen Betrieb auf, der sich zu einem kleinen Hotel, einem Speiselokal und eben einer Kneipe mit hohem Wohlfühlfaktor mauserte. Das urige Ambiente sorgte für Atmosphäre, während Senior-Willi, ein ehemaliger Bergmann, Boxer und Unternehmer, die Gäste mit Gedichten, Liedern und Geschichten unterhielt. Dazu die legendären Schnitzel der Wirtin, stets serviert mit einem schön geflöteten „Guten Appetit“. Willi Graupe wurde weltweit bekannt: Als spät berufener Harley-Davidson-Fahrer, der auch jenseits der 70 noch Kontinente durchquerte, mal mit seiner Frau, mal alleine. Vor zehn Jahren dann der Schock. Einen Unfall in Russland überlebte er nicht, Uschi Graupe musste den Laden allein weiterführen. Agron Bajrami ist seither ihr zuverlässiger Helfer. Er wurde schnell zur festen Größe, beendruckte mit seiner freundlichen Geduld und zapfte schon das gewünschte Getränk, wenn der Gast gerade erst den Schankraum betreten hat.
Doch nun ist Schluss, die Imkerfreunde, die CDU, die SPD, die „Fidelen Jungs“, der Sparclub, die Aquariumfreunde, die Hausgemeinschaften, die Turnerinnen, die Kirchenmusiker, die Familienclique und die Doppelkopfrunde — sie alle müssen sich nun ein neues Domizil suchen. Von den normalen Stammgästen ganz zu schweigen. Eine Ära geht zu Ende.