Wupperfelder verabschieden sich von der Alten Kirche
Nach fast 240 Jahren gibt die evangelische Kirche das Gotteshaus auf. Der letzte Gottesdienst wird am Sonntag gefeiert.
Wupperfeld. Steigt man in die entferntere Wuppertaler Kirchengeschichte zurück, so könnte einem das, was am Wochenende vollzogen wird, als bitterer Treppenwitz erscheinen. Im Jahr 1777 gründete sich die Lutherische Gemeinde Wupperfeld, um die Bekenntnisgenossen aus dem Tal von den Lutheranern Wichlinghausens einerseits und vor allem von den Reformierten in der Barmer Gemarke andererseits abzugrenzen. Nun, fast 240 Jahre danach, endet die Wupperfelder Kirchen-Tradition mit der Aufgabe des Gotteshauses — und der inzwischen vereinigten Großgemeinde Gemarke-Wupperfeld bleibt als letzte Predigtstätte: die Gemarker Kirche.
Die jahrhundertelang tiefen Gräben zwischen Reformierten und Lutheranern hat die konfessionelle Wirklichkeit zwar längst zugeschüttet — aber dennoch hat die Aufgabe der Alten Kirche Wupperfeld, nachdem sie bekannt wurde, für viel Unmut bei den betroffenen Gemeindemitgliedern im Stadtteil gesorgt.
Ob in Gemeindeversammlungen, in Leserbriefen oder am WZ-Mobil: Am Presbyterium der Gemeinde Gemarke-Wupperfeld — sie wurde 2008 durch den Zusammenschluss vierer bis dato selbstständiger Gemeinden gebildet — gab es massive Kritik für die Entscheidung. Nach wie vor ist die Zukunft der Kirche nicht geklärt — ein Initiativkreis hatte unter anderem eine Nutzung als Konzertstätte ins Spiel gebracht.
Die 1785 im Bergischen Barockstil fertiggestellte Alte Kirche steht unter Denkmalschutz. Ihre Teschemacher-Orgel war von Beginn an eine der größten im Rheinland, sodass von Beginn an die Kirchenmusik zu einem Fixpunkt des Kirchenlebens wurde. Beim Barmer Angriff vom Mai 1943 wurde die Kirche stark zerstört und erst nach mehr als zehn Jahren 1953 wieder eingeweiht.
Das Abschiedsprogramm trägt dieser Tradition Rechnung: Am Samstag findet um 19.15 Uhr das Abschiedskonzert der Gemeinde von der Alten Kirche Wupperfeld statt. Matthias Lotzmann präsentiert Orgelwerke von Bach, Rheinberger und Sigfrid Karg-Elert. Außerdem wird Pfarrer Harald Niemietz einen Rückblick über die Kirchenmusik in Wupperfeld geben.
Am Sonntag, 10.15 Uhr, verabschiedet sich die Gemeinde mit einem gemeinsamen Gottesdienst von der Kirche. In einer Prozession wird die Gemeinde anschließend zur Gemarker Kirche, die von der Kirchengemeinde künftig als gemeinsame Predigtstätte genutzt werden soll, ziehen.