Umgestaltung Ein Konzept für die Schule der Zukunft

Barmen · Die Gebäude des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau müssen saniert werden. Die Planungsphase „0“ ist abgeschlossen. Was fehlt, ist ein Ausweichquartier.

Der „kleine“ Lenkungskreis mit (v.l.) Hildegard Teepe, Christiane Genschel, Sandra Rosenberg und Torsten Schmits (hinten) freut sich, dass die Phase „0“ abgeschlossen ist.

Foto: Fries, Stefan (fri)

. Das Ergebnis liegt jetzt auf dem Tisch. Eine Broschüre, mehr als 100 Seiten dick. In ihr ist zusammengefasst, woran der Lenkungskreis des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau (GGJR) mit Unterstützung von Experten mehr als ein Jahr lang gearbeitet hat: Die inzwischen abgeschlossene Planungsphase „0“ für die anstehende Sanierung.

Dahinter steckt mehr ein pädagogisches Konzept, denn schon konkrete Pläne etwa über die Optik zukünftiger Räume. „Es geht darum, unsere Bedürfnisse als Schule zu definieren“, erklärt Direktorin Christiane Genschel, die gemeinsam mit Sandra Rosenberg, Hildegard Teepe und Torsten Schmits den „kleinen“ Lenkungskreis im Kollegium bildet. Beteiligt waren aber auch Eltern- und Schülervertreter, sowie das Städtische Gebäudemanagement (GMW), das letztendlich den Bau übernehmen wird.

Das GGJR ist nach dem Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium das zweite Gymnasium, für das eine Komplettsanierung ansteht – und für das eine Phase „0“ anstand. Dass der Umbau, der laut GMW einen zweistelligen Millionenbetrag kosten wird, notwendig ist, darüber sind sich eigentlich alle Beteiligten einig. „Der Leidensdruck ist schon hoch“, betonen die Mitglieder des Lenkungskreises. Viele Kollegen arbeiteten seit Jahren in dem Bau. Deshalb sei es mitunter schwer gewesen, sich frei Gedanken zu machen. Das begleitende Büro habe die Lehrer angehalten: „Denken Sie nicht für die Räume, die sie jetzt haben.“ Losgelöst davon sollte ein Konzept erarbeitet werden.

Das Ergebnis stellt die Schule demnächst der Öffentlichkeit vor. Ein wichtiges Stichwort: Multifunktionalität. Keine Schule könnte es sich noch erlauben, Räume im Großteil der Woche leer stehen zu lassen. Schaubilder verdeutlichen zum Beispiel, wie in Zukunft Jahrgangsstufen, die aktuell noch in den Gebäuden verteilt ihre Klassen haben, zusammengefasst werden sollen. Von „Clustern“ ist dann die Rede oder, wie es der Lenkungskreis nennt „Heimat“. Die dreizügige „Fünf“ erhält neben den separaten Klassenräumen einen gemeinsamen Bereich.

Glasfenster sollen Sichtachsen durch Klassenräume bilden

Anstatt eines schnöden Flurs soll es Sitzgruppen geben, Spinde, Platz für zusätzliche Unterrichtsflächen. Ähnliches gilt auch für die anderen Jahrgangsstufen. Eine weitere Idee: Durch Glasfenster gibt es Sichtachsen durch alle Klassenräume. Lenkt das die Schüler nicht ab, wenn zum Beispiel draußen jemand vorbeigeht? Das sei nur kurzfristig vielleicht ein Thema. Andere Schulen, an denen sich der Lenkungskreis informierte, hätten gute Erfahrungen damit gemacht.

Überhaupt habe man sich viele Anregungen in anderen Einrichtungen geholt. Einiges, betonen die vier Mitglieder des Lenkungskreises, habe man für die eigene Schule aber schnell ad acta gelegt. „Das bildet uns nicht ab.“ So sei im Barmer Kollegium immer der Wunsch gewesen, weiter ein gemeinsames Lehrerzimmer für die gut 80 Lehrerinnen und Lehrer zu haben. Abgelehnt worden sei auch der Vorschlag, die Stufen 5 und 6 „zusammenzupacken“. Sechs Klassen für eine Gemeinschaftsfläche sei dann vielleicht doch zu viel.

Ähnliches gelte für die Auslastung der Aula. Die habe zwar ihren Charme, sind sich die Lehrer einig, sei aber einfach zu klein, angesichts der vielen Angebote der Schule. Genschel zählt allein zwei Orchester, zwei Chöre und den renommierten Kabarettungsdienst mit ihren Auftritten auf. Das neue Konzept sieht deshalb eine „gemeinsame Mitte“ für die Schule vor.

Gespannt ist man nicht nur im Lenkungskreis, wie das Konzept jetzt räumlich umgesetzt wird. Wie es zum Beispiel gelingt, die Leitlinien „Ganztagsschule“, „Schule individuellen Lernens“ sowie „Kulturschule/Unesco-Schule“ in der architektonischen Gestaltung des Schulgebäudes und –geländes sichtbar zu machen. Das, was jetzt baulich umgesetzt werde, gelte schließlich für die nächsten 50 Jahre, „eine Schule der Zukunft“.